Vom 25. April bis zum 28. Juli 2019 präsentiert der Gropius Bau die Ausstellung The Black Image Corporation, konzipiert von Theaster Gates.
Die von Theaster Gates entworfene partizipative Ausstellung rückt das Werk der beiden Fotografen Moneta Sleet Jr. und Isaac Sutton ins Blickfeld. Sie erforscht das weitreichende Erbe der Johnson Publishing Company, die mit den Zeitschriften Ebony und Jet zur Gestaltung der ästhetischen und kulturellen Sprache der gegenwärtigen afroamerikanischen Identität beigetragen hat.
„Mit dieser Ausstellung möchte ich mit noch nie gesehenen Bildern aus der Johnson Collection die Arbeitsweise von Sleet und Sutton vorstellen. In ihren Fotografien erschaffen sie ikonische weibliche Momente und geben zudem kleine Einblicke in das alltägliche Leben der Menschen“, so Gates. „Die Archive versammeln Schönheit und Black Female Power. Jetzt scheint mir ein guter Zeitpunkt zu sein, in das visuelle Lexikon der USA einzutauchen und Bilder zu zeigen, die außerhalb meiner Community selten zu sehen sind.“ — Theaster Gates
Der von John H. Johnson 1942 gegründete gleichnamige Verlag brachte1945 und 1951 zwei richtungsweisende Publikationen für ein Schwarzes Publikum auf den Markt: die Monatszeitschrift Ebony und ihr wöchentlich erscheinendes Schwesterblatt Jet. Sowohl Ebony als auch Jet machten es sich zur Aufgabe, positive Alltagsereignisse zu würdigen und die komplexen Realitäten Schwarzer Amerikaner*innen in den USA der Nachkriegszeit abzubilden. Die Magazine wurden schnell zu zwei der wichtigsten Plattformen für die Darstellung und Auseinandersetzung mit Schwarzer Kultur; sie berichteten über ein breites Spektrum von Ereignissen und Persönlichkeiten, von historischen Meilensteinen wie dem Marsch auf Washington 1963 und dem ersten afroamerikanischen Astronauten bis hin zu Sportstars und Prominenten aus dem Showbusiness. Die Bildsprache zeichnete sich durch eine moderne 1950er-Jahre-Ästhetik aus, immer aus der Perspektive Schwarzer Menschen. Die umfangreiche Bildersammlung der Verlagsarchive beleuchtet die Vielfalt der professionellen Codes von Afroamerikaner*innen, ihrer Kleidungsstile, Sozialstrukturen, häuslichen Lebensstile und Formen von Schönheit und Glamour.
The Black Image Corporation zeigt zehn großformatige Abzüge von Sleet und Sutton sowie 112 Fotos in vier eigens angefertigten Kabinetten. Auf vielen Bildern sind Schwarze Frauen, Schauspielerinnen und Models abgebildet; andere zeigen die Rückseite von Fotografien mit Informationen über den Ort, das Datum und den Fotografen. Neben Original-Ausgaben von Ebony und Jet ist in der Ausstellung das von Gates gedrehte Video Michigan Avenue In Full Bloom (2018) zu sehen, das die realen Räume dokumentiert, in denen sich die Redaktionsbüros befanden. Das Publikum ist eingeladen, dieses umfangreiche Bildarchiv zu entdecken und einzelne Bilder aus den Kabinetten auszusuchen, um so anderen Besucher*innen eine ganz persönliche Auswahl von Fotografien zu hinterlassen. Im Gropius Bau werden außerdem Vaginal Davis, Mac Folkes und Wu Tsang eine eigene Form der Auseinandersetzung mit den präsentierten Werken entwickeln.
Theaster Gates’ fortlaufende Untersuchung der Archive der Johnson Publishing Company entspricht dem Ansatz des Gropius Bau, das Archiv aus einer zeitgenössischen Perspektive als Format zur Erforschung von Vergangenheit und Gegenwart zu verstehen..
Konzipiert von Theaster Gates
Assoziierte Kurator*innen: Mario Mainetti und Daisy Desrosiers
The Black Image Corporation ist initiiert und organisiert von der Fondazione Prada in Mailand.
Anmerkungen
Über Moneta Sleet Jr.
Moneta Sleet Jr. (1926–1996) erhielt 1969 als erster Afroamerikaner den Pulitzerpreis. Ab 1955 arbeitete er für die Zeitschrift Ebony. In den folgenden Jahren fotografierte er unter anderem den jungen Muhammad Ali, Dizzy Gillespie, Stevie Wonder, Billie Holiday sowie zahlreiche führende Persönlichkeiten der Bürgerrechtsbewegung wie Martin Luther King Jr. und Malcolm X.
Über Isaac Sutton
Isaac Sutton (1923–1995) war Fotograf für die Johnson Publishing Company und arbeitete an fotojournalistischen Projekten sowie an der Ebony Fashion Fair, einer von Eunice Walker Johnson organisierten mobilen Modenschau. Ab 1975 war er Cheffotograf des Westküstenbüros der Johnson Publishing Company in Los Angeles.
Über Theaster Gates
Theaster Gates’ künstlerische Praxis umfasst ein breites Spektrum von Medien – Skulptur, Malerei, Installationskunst, Musik und Performance – sowie Stadtentwicklung und soziale Praxis. Seine ersten Projekte initiierte er in der South Side von Chicago, in St. Louis und Omaha. In der Folge beriet er Einzelpersonen und Organisationen in anderen amerikanischen Städten (unter anderem in Detroit, Akron und Gary) bei der Konzeption und Umsetzung von Initiativen zur Wiederbelebung benachteiligter Stadtteile durch die Verbindung von Pragmatismus, Kreativität, Stadtplanung und „künstlerischen Gesten“. International hat sich Theaster Gates mit der Fähigkeit von Kunst auseinandergesetzt, Traditionen zu erneuern, eine Verbundenheit unter Gemeinschaften herzustellen, einen Dialog anzustoßen und – wie an seinen Projekten in Istanbul, Bristol, Kassel und Paris zu sehen – kulturelles Erbe zwischen Städten auszutauschen. Aus einigen seiner Anstöße sind feste Institutionen wie die Rebuild Foundation hervorgegangen. Theaster Gates ist derzeit Distinguished Visiting Artist und Director of Artist Initiatives am Lunder Institute for American Art in Waterville, Maine.