Die visuelle Kraft von Arne Schreibers Arbeiten erwächst aus der mental ebenso wie physisch zehrenden Akribie ihres Entstehungsprozesses. Jede Linie ist erstritten. Jede Spur auf der Leinwand muss als Zustandsbeschreibung eines Kampfes gelesen werden, dem die Möglichkeit des Scheiterns zu jedem Zeitpunkt innewohnt.
Wiederholungen durchziehen nahezu alle Bereiche des Lebens. Sie kennzeichnen eine Vielfalt philosophischer, religiöser, wissenschaftlicher, medialer und künstlerischer Praktiken. Schreiber erkundet Individualität als Grundeigenschaft des Menschen, die sich in der Unmöglichkeit, absolute Gleichförmigkeit zu erzeugen, manifestiert.
Die formale Reduktion der Bilder öffnet den Blick für subtile Nuancen der Differenz: Konzentration und Erschöpfung, Euphorie und Verzweiflung, Präzision und Vagheit bilden die emotionalen Extrempunkte eines Spektrums unendlicher Varianz, das aus der Wiederholung entsteht.
2006 begann Schreiber damit, die Linien von Millimeterpapier mit Tusche nachzuziehen, darauf folgte eine intensive Arbeitsphase des Setzens symmetrischer Linien auf Leinwand. Während eines Arbeitsstipendiums 2013 auf Schloss Wiepersdorf im ländlichen Brandenburg tauschte der Künstler die bis dahin unverzichtbaren, als Lineale dienenden Holzlatten gegen die unregelmäßigen Formen im Wald gefundener Äste aus. Die hier gezeigten Arbeiten kombinieren erstmals beide Werkzeugtypen. So entstanden komplexe Kompositionen, in denen die Einzigartigkeit organischer auf die Austauschbarkeit industriell erzeugter Formen trifft.
Neben der Referenz an die Zyklizität menschlicher Existenz, die sich in Schreibers künstlerischer Praxis widerspiegelt, formuliert der Titel der Ausstellung Gleich auch ein Versprechen: Der unbedingte Glaube an eine Zukunft, in der das eben noch Unmögliche gelingen mag.
Ausstellungsdaten Galerie koal
Künstler: Arne Schreiber
Titel: Gleich
Ausstellungszeitraum: 7. September bis 4. November 2017
Ort: Galerie koal . Leipziger Strasse 47 / Jerusalemer Strasse . 10117 Berlin
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Samstag 12 Uhr bis 18 Uhr
Galerie koal auf der art berlin 2017
YINON AVIOR und KATINKA PILSCHEUR
14 – 17 September 2017 .
Auf der art berlin zeigt Galerie koal Werke von Yinon Avior und Katinka Pilscheur. Aviors Objekte und Skulpturen aus gefundenen Materialien verweisen auf Überschneidungen der Erfahrungswelten Religiosität und Fetischismus. Pilscheurs Ansatz ist minimalistisch und abstrakt. Ihre glänzenden, aus industriellen Autolacken gefertigte Lackarbeiten befreien Farben und Texturen aus ihren alltäglichen Kontexten und verweisen auf kulturelle Normierungsprozesse. Auf der art berlin treten die Arbeiten von Avior und Pilscheur in einen Dialog über Parallelitäten ihrer Entstehungsgeschichte und den Kontrast ihrer Ästhetik.