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anima atman | troika

26. April 2024 - 22. Juni 2024

max goelitz freut sich, die erste Einzelausstellung von Troika in Deutschland zu präsentieren. In ihrer Ausstellung anima atman setzt die Londoner Künstler:innengruppe ihr Interesse an den Wechselwirkungen zwischen virtuellen und materiellen Realitäten in neuen Installationen, Malereien und skulpturalen Objekten fort. (1)
In der titelgebenden, zentralen Installation experimentiert Troika mit der Annahme, dass Pflanzen intelligentes Verhalten und ein eigenständiges Bewusstsein besitzen. Aus einer beleuchteten kargen Landschaft aus schimmernden Siliziumsteinen wächst eine Gruppe Disteln, die sich auf unheimliche Weise selbstständig zu bewegen scheinen und somit von einer ungewohnten Lebenskraft zeugen. Wie von einer übernatürlichen Energie durchdrungen oder aus einer anderen Welt kommend, bewegen sich die Blätter und Stängel langsam in einer Weise, die den irritierenden Eindruck eines Slow-Motion-Films erweckt, jedoch in Realität sichtbar ist. Die Installation erzeugt so eine Situation der Verunsicherung, eine Schwelle, an der die bisher vertraute Welt als fremd und ungewiss erfahren wird. Troika erkundet in Anima Atman (2024) andere Arten von nicht-menschlicher Intelligenz, des Daseins oder lebender Systeme, indem sie die Handlungsfähigkeit pflanzlichen Lebens ins Zentrum rücken. Damit stellen sie philosophische Fragen nach den Kräften, die Materie zum Leben erwecken, sowie danach, was intelligentes Leben ausmacht und welche Rolle der Glaube, das Wissen und das Verständnisvermögen des Menschen dabei spielen.
Die einzelnen Werkgruppen in der Ausstellung lassen an die Idee von waste land denken. (2) Wastelands sind Gebiete, die durch Abwesenheit gekennzeichnet sind. Es handelt sich um verlassene, überwucherte Flächen, die zuvor von Menschen bebaut oder bewohnt wurden. Infolge von Zerstörung oder klimatischen Bedingungen bieten sie ein Umfeld, in dem sich Gemeinschaften von Pflanzen, Tieren und neuen Lebensformen ansiedeln können. Beispielsweise gelten Disteln allgemein als besonders robuste Pflanzen, die als invasive Art auf Brachflächen oder in kargen Wüstenlandschaften wachsen können.
Die Auslöschung wilder Landschaften reflektiert Troika in der neuen Serie Obsolete Landscapes (2024), die hier zum ersten Mal präsentiert wird. Die Serie zeigt Himmelsfragmente der Desktop-Hintergründe von Apple Inc., von denen jegliche Landschaftszüge gelöscht wurden. Mit einer Ästhetik, die an die romantischen Darstellungen der Landschaftsfotografie erinnert, wurden die natürlichen Wahrzeichen Kaliforniens auf den Desktop-Hintergründen schnell in ein Bild der Banalität verwandelt. Beginnend mit Yosemite (10.10.5) und El Capitan (10.11.6) hat sich die Namensgebung der Betriebssysteme von Apple Inc. von den Titeln einzelner Gipfel auf ganze Gebirgszüge wie Sierra (10.12.6) und High Sierra (10.13.6) ausgeweitet. Darauf folgte die Mojave-Wüste (10.14.6) ebenso wie Santa Catalina Island (10.15.7). Während dieser Trend nicht unbegrenzt anhalten kann, verweisen die Werke auf den technologischen Fortschritt und seinen Beitrag zur Erosion der Landschaft, sowohl in Bezug auf die Gewinnung von Ressourcen für die Herstellung von Produkten als auch indem sie die natürlichen Landschaften mit jedem neuen Update obsolet werden lassen. Die Natur wird auf ein digitales Faksimile reduziert.
In ihren Wandarbeiten Evolutionary Composite (2023) stellt Troika Salzkristalle als treibende Kraft hinter einer Reihe von Erfindungen und Technologien in den Vordergrund, welche die menschliche Zivilisation maßgeblich prägten. In der Serie verbindet Troika eines der ältesten Werkzeuge der Menschheit – einen Faustkeil aus Feuerstein – mit einem Wafer aus Silizium, der in der Herstellung von Computern genutzt wird. Werkzeuge aus Feuerstein, zum Beispiel Äxte, wurden aus einem feinkörnigen Quarz hergestellt, der als kryptokristallines Gestein (Salz in Form von Stein) bekannt ist, und gehörten zu den frühesten und in Massenproduktion hergestellten Entwicklungen der Menschheit. Jahrtausende später taucht eine chemische Verbindung, die im Feuerstein vorkommt, in Form von Silizium wieder auf – dem Grundstoff der modernen Computertechnologie. Die beiden Objekte stehen somit am Anfang und Ende des menschlichen Strebens nach technologischen Errungenschaften.
Für neue Werke ihrer Serie Irma Watched Over by Machines (2021) eignet sich Troika gespeicherte Aufnahmen von Überwachungskameras an, die während des Hurrikans Irma 2017 entstanden sind. Sie übertragen das Originalfarbspektrum RGB der digitalen Bildsensoren in komplexe malerische Kompositionen, die eine Ambiguität zwischen der Objektivierung des zerstörerischen Ereignisses durch die neutrale, technische Aufzeichnung und dem emotionalen Inhalt des Bildes entwickeln.

Die Ausstellung bei max goelitz eröffnet parallel zum Gallery Weekend Berlin.

Troika ist eine Künstler:innengruppe die 2003 von Eva Rucki (*1976, Deutschland), Conny Freyer (*1976, Deutschland) und Sebastien Noel (*1977, Frankreich) gegründet wurde. Sie leben und arbeiten in London, UK. In ihren Malereien, Skulpturen, Filmen und raumgreifenden Installationen machen sie die Wechselwirkungen zwischen analogen und digitalen Realitäten zum Thema. Im Zentrum ihres Interesses stehen Erfahrungen und Erkenntnisgewinne durch Technologie und auf welche Weisen diese die Beziehung des Menschen zu Natur, Gesellschaft und Realität global transformiert. Ihre kollaborativ angelegte Arbeitsweise basiert meist auf tiefgreifenden wissenschaftlichen Recherchen in den Bereichen der Naturphilosophie und Technikgeschichte. Dabei beziehen sie in ihre Werke Fragenkomplexe über künstliche Intelligenz, algorithmische Daten, alternative Lebensformen sowie virtuelle und physische Repräsentationssysteme mit ein.
Derzeit sind Troikas Arbeiten Teil der Gruppenausstellung Poetics of Encryption in den KW in Berlin. Neben der Einzelausstellung bei max goelitz in Berlin, wird Troika dieses Jahr im MAK in Wien und in der Langen Foundation in Neuss Einzelausstellungen präsentieren. Ausgewählte Einzelausstellungen von Troika waren zuletzt im Espacio Arte Abierto in Mexico City (2021), in der Barbican Gallery in London (2018), NC-arte in Bogotá (2015) und Daelim Museum in Seoul (2014) zu sehen.

(1) Anima (lat.) bedeutet Atem oder Seele; Ātman (Sanskrit, Begriff aus der indischen Philosophie) besitzt eine ähnliche Bedeutung, wobei diese die Essenz jedes Seins, auch die Seele von Tieren oder Pflanzen umfassen kann.
(2) Die Bezeichnung referiert auf eines der bekanntesten Gedichte des 20. Jahrhunderts von T.S. Eliot „The Waste Land“ (1922), erschienen in deutscher Übersetzung von Norbert Hummelt „Das öde Land“ (2008).

Details

Beginn:
26. April 2024
Ende:
22. Juni 2024
Veranstaltungskategorie:
Eintritt: Eintritt frei €

Angebote:

max goelitz
rudi-dutschke-strasse 26
10969 berlin
germany

thursday – saturday | 1 – 6 pm

special opening hours during gallery weekend
Saturday 27 April | 11 am – 7 pm
Sunday 28 April | 11 am – 5 pm

the gallery is on the first floor and accessible via a small door operated elevator. Entry to the lobby via two single steps or ground-level access via the courtyard (86 cm wide), no automated doors.


Veranstaltungsort

max goelitz
Rudi-Dutschke-Strasse 26
Berlin, 10969 Deutschland
+ Google Karte

Veröffentlicht am: 26.04.2024 |

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