»?!ANGEKOMMEN!?« – eine Ausstellung in der 1866 eröffneten Neue Synagoge/Centrum Judaicum
Zwischen 1991 und 2004 migrierten ca. 200.000 sowjetische Juden als sogenannte »Kontingentflüchtlinge« in die Bundesrepublik Deutschland. Für die Einwander*innen bedeutete dies die Flucht vor institutionellem Antisemitismus und politischer und wirtschaftlicher Unterdrückung – für die Bundesrepublik den Versuch, die nach der Schoa schwindenden jüdischen Gemeinden zu »revitalisieren«.
Nach dem sogenannten Königssteiner Schlüssel wurden Migrant*innen auf die Bundesländer verteilt, ohne allerdings darauf zu achten, ob in den jeweiligen Regionen überhaupt noch jüdische Gemeinden und Strukturen bestanden.
Die Frage der »Integration« in die deutschsprachige Mehrheitsgesellschaft und in das in der Sowjetunion unterdrückte religiöse jüdische Leben, wurde großteilig den jüdischen Gemeinden überlassen – eine enorme Herausforderung angesichts der Anzahl und Diversität der Zuwander*innen. Soziale Prekarität, sprachliche und berufliche Barrieren sowie Erfahrungen mit Ausgrenzungen bestimmten und bestimmen bis heute häufig das Leben jüdischer Migrant*innen.
Die Ausstellung »?!Angekommen!?« bietet einen Einblick in die Vielfalt jüdischer Selbstbehauptung und Imagination und widmet sich den vielen offenen Fragen jüdischer Künstler*innen in Deutschland heute: Der Frage nach der Rolle künstlerischen Ausdrucks in Anbetracht der Erfahrung von Sprachlosigkeit und Unsichtbarkeit in deutschen Diskursen um Migration, Flucht und Zugehörigkeit.
Sonntag bis Freitag, tägl. ab 10:00 Uhr, Ausstellungsfläche vor dem Repräsentantensaal (2. Etage), Eintritt € 7,00/erm. € 4,50. Karten sind vor Ort erhältlich.
Die Ausstellung beginnt im Rahmen der Jüdischen Kulturtage 2019 (bis 17. November an verschiedenen Orten), das umfassende Programm-Pdf dazu findet ihr auf juedische-kulturtage.org.
»?!Angekommen!?« läuft bis zum 6. Januar 2020.
In Anknüpfung an die Tradition der Neuen Synagoge versteht sich die Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum als Bindeglied zwischen Vergangenheit und Zukunft. Ein „Bet-ha-Knesset“, eine Synagoge, war immer nicht nur Betstätte, sondern auch Versammlungshaus, Lehr- und Lernstätte.
Das Centrum Judaicum hat in diesem Sinne die Aufgabe, die Geschichte der Juden in Berlin und seinem Umfeld aufzuarbeiten. Es will an die Leistungen der jüdischen Bevölkerung erinnern und das Gedenken an die jüdischen Opfer bewahren. Es archiviert die entsprechenden Dokumente, arbeitet sie auf und publiziert sie. Dazu arbeitet die Stiftung mit anderen jüdischen wie nicht-jüdischen Institutionen zusammen. Wechselnde Ausstellungen sollen über die ständige Präsentation hinaus bewirken, dass jüdische Geschichte plastisch und begreifbar wird.