Valentina Murabito – La donna del mare
Valentina Murabito entführt bei 68projects by KORNFELD in eine faszinierende Welt, in der Mythologie, Natur und Fotografie auf außergewöhnliche Weise verschmelzen.
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Gezeigt werden Darstellungen von Straßenszenen, Beobachtungen aus dem Milieu der Unterschicht sowie Portraits politisch engagierter Persönlichkeiten. Die Gemälde umspannen die Zeit von 1933 bis zu dem Jahr 1965, in dem Alice Neel The Great Society malte, dessen Titel der Ausstellung ihren Namen gab. Die tristen Fassaden, die im Abfall wühlenden Menschen, die erschöpften Hafenarbeiter auf dem Weg nach Hause, die Versammlungen politischer Aktivisten oder der Blick in müde Gesichter zeigen unterschiedliche Facetten einer Nation, die Alice Neel über die Jahrzehnte hinweg dokumentierte. Aus dem beschaulichen Greenwich Village zog Neel 1938 in das sehr viel ärmlichere Spanish Harlem auf der Suche nach der Wahrheit, wie sie rückblickend anmerkte.
Ihr Interesse an dem Abbild des einfachen und harschen Lebens, war ganz im Sinne vieler ihrer politisch links orientierten Freunde wie Mike Gold, dessen Porträt ebenfalls in der Ausstellung gezeigt wird und dessen Forderung eines sachlichen Realismus Neel auf ihre Art umzusetzen wusste. Ein anderes Porträt zeigt den einfachen Arbeiter Grimaldi, so wie ihn August Sander vielleicht fotografiert hätte, und ein weiteres den walisischen Schriftsteller Sid Gotcliffe, den sie bereits zwei Jahrzehnte zuvor an der Spitze eines von den Kommunisten organisierten Fackelzuges malte: dieses Bild Nazis Murder Jews von 1936 mit seinen expliziten Verweisen auf den sich ausbreitenden Faschismus in Europa ist sicherlich Neels offenkundig politischste Arbeit.
Es sind die genauen Beobachtungen ohne romantische Verklärung, die ihre Arbeit auszeichnen. Sie zeugen von einer Wertschätzung der Menschen, ihrer Umgebung und den Situationen, die sie mit dem Pinsel festhielt und so einfache und nicht geschönte Abbilder der amerikanischen Wirklichkeit schuf.
Für Alice Neel war die Kunst, wie sie sagt, eine Form der Geschichtsschreibung und sie schätze sich glücklich, so viele Jahrzehnte aufgezeichnet haben zu können. Auch wenn nur wenige ihrer Werke eine offensichtlich politische Botschaft transportieren, spiegeln sie doch alle, einschließlich ihrer Porträts, die Zeit, die Kultur und deren Zerrissenheit wieder. Genau diese Eigenschaften und ihre Haltung als eine politisch engagierte Künstlerin, lassen ihr Werk gerade heute als aktuell und als zeitgemäßen Kommentar erscheinen.
Alice Neel, 1900 in der Nähe von Philadelphia geboren, studierte an der Philadelphia School of Design for Women (heute Moore College of Art), an der sie 1924 ihren Abschluss machte. In den 1930er Jahren wohnte sie zunächst in Greenwich Village in New York, später in Spanish Harlem. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie ab Mitte der 30er Jahre mit Auftragsarbeiten der WPA (Works Progress Administration), die als Arbeitsbeschaffungsbehörde für die Millionen Arbeitslosen während der Zeit der Great
Depression gegründet wurde. Alice Neel führte bis in die 1960er Jahre, als sie erstmals Aufmerksamkeit erntete und sich Erfolge einzustellen begannen, ein äußerst bescheidenes Leben. 1962 folgte der Umzug in die Upper West Side, die ersten größeren Ausstellungen und schließlich ihre erste Retrospektive im Whitney Museum of American Art 1974, die erste Einzelausstellung einer Frau in diesem Museum überhaupt. Alice Neel starb 1984 in New York.
Die ab dem 13. Oktober 2017 in den Hamburger Deichtorhallen gezeigte Retrospektive Alice Neel. Painter of Modern Life, ist die erste, ihr gewidmete institutionelle Ausstellung in Deutschland. Zuvor war sie bereits in Helsinki, Den Haag und Arles zu sehen. Ihre Arbeiten befinden sich in allen bedeutenden amerikanischen Museen und in Europa in der Tate Modern, London und im Moderna Museet, Stockholm.
Zur Ausstellung erscheint ein zweisprachiger Katalog mit einem Text von Petra Gördüren.
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