Die galerie burster berlin präsentiert mit Enrico Bach | TBD die erste solo show des Künstlers. Ähnlich wie in seinen Werktiteln, die sich wie ein Code aus Großbuchstaben zusammensetzen, erschließt sich auch der Titel seiner Ausstellung nicht sofort und eindeutig – TBD kann verschiedene Bedeutungen haben. Ob to be done, to be defined, to be discussed oder to be decided, beschreibt das Akronym einen vagen Zustand, und berührt damit auch unsere aktuelle Lebenssituation, bestehend aus Unsicherheit und der Notwenigkeit zu ständiger Flexibilität.
TBD lässt erahnen, dass da etwas im Raum steht, noch nicht ganz greifbar, ohne klar definiert zu sein. Solche Momente finden sich auch innerhalb Bachs geometrisch abstrakten Malereien. Losgelöst von jeder Referenz zu konkreter Gegenständlichkeit sind Bachs Motive Reflexionen über grundsätzliche Fragen der Bildarchitektur:
In seinen Bildkompositionen trifft Tiefenräumlichkeit auf Farbflächenmalerei und Zweidimensionalität auf räumliche Konstruktionen. So lassen seine geschichteten Farb- und Musterflächen die Illusion eines mehr oder weniger tiefen Raumes entstehen. Gleichzeitig lässt er das konventionelle Kompositionsmuster eines zentrierten Motivs hinter sich: Bildrand und Hintergrund werden zu tiefengebenden Gestaltungsebenen, welche auf großflächige monochrome, aber nicht homogene Elemente treffen.
Vergeblich sucht man nach einem Fixpunkt – das Auge wandert über die Bildoberfläche, entlang feiner Linien und Kanten hinein in die Bildtiefe und zurück an die Oberfläche.
Bach lässt die Illusion einer Anordnung entstehen, die sich immer wieder revidieren lässt. Nach sorgfältiger Prüfung, Abwägen, Aufschichten und Priorisieren, lässt er sie jedoch an einem ganz bestimmten Punkt innehalten.
Wann dieser Punkt erreicht ist, lässt sich vielleicht nicht eindeutig als intuitive oder kalkulierte Entscheidung definieren. Der Prozess dorthin ist jedoch der gleiche wie beim Erstellen einer subjektiven Prioritätenliste, alles noch zu erledigen, to be done – ob das Wichtigste zuoberst steht, bleibt allein dem Urteil der Betrachter:innen überlassen.
Enrico Bach (*1980 in Leipzig, lebt in Karlsruhe) absolvierte sein Meisterstudium 2011 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Prof. Gustav Kluge. Seine Werke sind seitdem in zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen, sowie privaten und institutionellen Sammlungen vertreten, u.a. dem Guangdong Museum of Arts, Guangzhou, Start Museum Shanghai, der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, der Sammlung Würth, Schwäbisch Hall, Sammlung Ritter, Waldenbuch, KUNSTWERK Sammlung Klein, Eberdingen-Nussdorf und der Staatsgalerie Stuttgart.
Enrico Bach | TBD
29. April – 29. Mai 2021
galerie burster berlin