Draußen Regen, drinnen Licht und bunte Betriebsamkeit – die Räume der Galerie Köppe waren kurz nach 19 Uhr schon gut gefüllt. Viele Gäste waren gekommen, um dem Opening der Ausstellung „Beyond now“ der Künstlerin ROMY beizuwohnen.
Sammler*innen, Galeristen, Freund*innen der Galerie, Freund*innen der Künstlerin und viele Interessierte drängten sich vor den Bildern. Sie staunten, diskutierten, glichen Eindrücke ab. Wer hier und da lauschte, könnte den Worten überwiegend Bewunderung und Anerkennung entnehmen. Aber nicht nur das. Viele ließen sich von der grazilen Bildgewalt der Porträts einfangen, die laut Aussage der Künstlerin eigentlich keine Porträts sind, wie ein Auszug aus der Laudatio gut dokumentiert:
„Ich male die Seele, das was hinter den Menschen steckt, keine Portraits.“
Seele, was für ein schönes und geheimnisvolles Wort. Und was für ein Abenteuer, sich auf sie einzulassen, ja sie sogar einzufangen. Denn niemand hat sie je gesehen, keiner kann sagen, wo in unserem Körper sie wohnt. Und doch glauben wir alle zu wissen, dass es sie gibt. Dieses Licht, das uns von innen leuchten lässt. Das uns führt, das manchmal zwar abgrundtief verborgen, aber auch in den dunkelsten Stunden nie ganz verloren ist. Angeblich soll die Seele sogar etwas wiegen – 21 Gramm. Das ist exakt das Gewicht, das wir Minuten nach unserem Tod verlieren. Ein Verlust, den bis heute kein Mediziner erklären kann.
Und so bleibt die Seele ein Geheimnis. Für manche Menschen bis an das Lebensende. Und umso mehr ist es ein Geschenk, dass es Künstlerinnen wie Romy gibt, der es gelingt, das Seelenleuchten auf eine Leinwand zu zaubern. Die es schafft, all die Magie und die Mystik einzufangen, die sich um die Seele ranken, in ihren Werken einzufangen. Dabei sind Malerei und digitale Kunst nie Momentaufnahmen, nie das Jetzt, wie die Fotografie. Das, was sie schafft, mag zwar wie ein flüchtiger Moment wirken – in Wahrheit liegt ein Universum aus Technik, Komposition und Farben darin. Das, was das Foto nur abbildet, wird hier von ihr gestaltet, indem sie – wie ich zum letzten Satz – zur Essenz vordringt.”
Eine aussergewöhnliche Erstausstellung
Die erste Solo-Ausstellung in Berlin, das ist schon etwas ganz Außergewöhnliches. Besonders dann, wenn die Betrachter*innen nicht nur an den Bildern vorbei schlendern, wie man das so häufig in Museen oder Ausstellungen beobachten kann, sondern lange vor den Werken verweilen und ins Gespräch kommen. Sich austauschen, darüber nachdenken, reflektieren. “Das ist wohl das, was sich jede Künstlerin, jeder Künstler wünscht.”, so ROMY. Oder, um es noch einmal mit einem Auszug aus der Laudatio zu kommentieren:
“Im Dialograum zwischen Bild und Betrachter können die Fragen wachsen, bringen sie unsere Seelen zum Klingen. Da braucht es dann keine Erklärung, eigentlich auch keine Rede, denn der Zauber wird in dem Augenblick entfacht, in dem man sich erlaubt, der Phantasie Hörner aufzusetzen, ihr Flügel zu geben und in den Augen der Figuren zu versinken.
Die Augen als Fenster zur Seele. Was uns draußen in dieser unruhigen und schnelllebigen Zeit nur selten gelingt, erscheint vor diesen Bildern mühelos: Etwas wahrzunehmen, das mit einem Teil von uns korrespondiert. Etwas, das uns ermöglicht, uns selbst in unserem ganzen Sein zu erkennen. Denn wenn es auf dieser Erde eine Wahrheit gibt, dann ist sie in den Augen zu finden. Und manchmal braucht es fremde, um die eigenen zu sehen.”
Und so wird der Abend vielen im Gedächtnis bleiben, während das ein oder andere Bild der Ausstellung schon bald den Besitzer wechselt und bald an anderen Wänden, in anderen Räumen seine Betrachter anregt, hinter den Augenblick zu schauen.
Wer sich ein eigenes Bild machen und die Galerie Köppe kennenlernen, sich mit Künstlerin Romy Campe austauschen will, der hat dazu am 13.12.2019 Gelegenheit, wenn die Galerie ihre Türen für ein weihnachtliches Stelldichein öffnet. Die Ausstellung läuft noch bis zum 10. Januar 2020.
Weihnachten in der Galerie Köppe
13. Dezember 2019 um 19 Uhr
Knausstr. 19
14193 Berlin