Crone Berlin präsentiert im Rahmen der Berlin Art Week die Ausstellung „Hart wie Schein“ des deutschen Künstlers Eckart Hahn, der sich in seinem gesamten Schaffen drei Dingen verschrieben hat: Der Malerei, dem Hyperrealismus und dem Ad-Absurdum-Führen einer immer absurderen Welt.
Hahns Bilder verblüffen den Betrachter vom ersten Moment an durch ihre akribische, hoch präzise Malerei. Sein Pinselstrich nimmt es scheinbar mühelos mit altmeisterlicher Kunstfertigkeit und Malertugend auf, die Motive verraten aber sofort, dass wir uns im Hier und Heute befinden. Traumhaft unwirkliche Mensch-Tier-Figuren treiben ihren Schabernack, buntes Gefieder formt sich zu Soldatenhelmen, in verödeten Landschaften tun sich schwarze Löcher auf, unter gelupften Frauenröcken lugen freche Piepmatze hervor und mächtige Wesen entpuppen sich als hölzerne Kulisse.
Die Motive der Hahnschen Malerei lassen es offen, ob sich darin eine Symbolik verbirgt oder nicht. Man kann sie stets so interpretieren oder auch anders. Man kann das eine darin sehen, aber auch das genaue Gegenteil. Sicher ist nur, dass Hahn uns eine Welt vor Augen führt, in der nichts mehr zu sein scheint, wie es ist, sondern alles nur noch ist, wie es scheint. Unser Dasein im neuen Jahrtausend wird als absurdes Welttheater inszeniert, als eine einzige Chimäre, die zu unserer harten Realität geworden ist.
Den Ausgangspunkt seiner Malerei findet Eckart Hahn in der digitalen Welt. Er thematisiert die sinnlich-haptischen Kapazitäten unserer Wahrnehmung, indem er die Bildsprache virtueller, medialer Realitäten in hyperrealistische Gemälde übersetzt. Dabei hinterfragt er postfaktische Unsicherheiten und macht Surreales und Paradoxes erfahrbar. Häufig schöpft er seine Themen aus aktuellen Diskursen: Artensterben, Konsumgesellschaft, Mystik, Verschwörung, Religion, Klimawandel – Hahns Bilder spielen augenzwinkernd mit der Oberfläche, lassen aber tief blicken.
Immer wieder wandelt der Künstler in zwei scheinbar unterschiedlichen Welten: Einer realen, in der man die Figuren und Gegenstände zu erkennen glaubt, und einer transzendentalen, die Fragen nach Wahrhaftigkeit aufwirft. Offen bleibt, wo er sich wohler fühlt und was er uns als Zufluchtsort empfiehlt: Den glasklaren Realismus, den wir vordergründig sehen, oder die mystischen, absurden, humorvollen Fantasien, die sich dahinter auftun.
Ohne Zweifel können Hahns Werke jedoch als Abgesang an eine technoide Zukunft gelesen werden. Manchmal verheißen sie teuflisch schöne Horrorszenarien, wie bei der Darstellung dunkler, von Seilen umschlungener Krater, die zuckende Fische und verstörte Gorillas verschlingen. Manchmal deuten sie in hoffnungsfrohe Science-Fiction-Visionen, in denen Natur und Tierwelt das Kommando übernehmen, ein bisschen wie die schlauen Primaten in dem Hollywood- Dauerbrenner „Planet der Affen“, der die Rettung der Welt nur noch in der brutalst möglichen Romantisierung und Idealisierung eines gnadenlosen „Back to the roots“ sieht.
Eckart Hahn wurde 1971 in Freiburg im Breisgau geboren. Er studierte Fotografie, Kunstgeschichte und Grafik in Stuttgart und Tübingen, ehe er sich 1998 ausschließlich der Malerei zuwandte. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, u.a. in New York, Berlin, München, Mailand, Madrid und Paris. „Hart wie Schein“ ist Eckart Hahns erste Einzelausstellung bei Crone Berlin und in Berlin überhaupt.
Eckart Hahn – Hart wie Schein
16. September 2023 – 4. November 2023