2023 eröffnet 68projects mit Distant Belongings ein Duett zwischen Agnes Lammert (*1984 in Dresden) und Sebastian Maas (*1984 in Aachen). Die vielen stillen Beobachter auf den Bildern von Sebastian Maas halten etwas Rätselhaftes in ihrem Blick, das genauso so wenig preisgegeben wird, wie das nicht Einsehbare in den Skulpturen von Agnes Lammert.
Die sepiafarbenen Affen-Porträts stammen von Sebastian Maas, der diese mit Öl auf LKW-Plane gemalt hat, eine für ihn typische Maltechnik. Den Primaten stellt er großformatige Arbeiten, die bekannte Jagdszenen des Barock-Malers Peter Paul Rubens zitieren, gegenüber. Die Löwen- und die Nilpferdjagd pulsieren wie in einem fiebrigen LSD-Traum. Die Primaten stammen aus einer fortlaufenden Serie, bei denen der Künstler bisher über Affenarten gemalt hat, von denen viele bedroht sind. Unvermeidlich scheint dabei zu sein, dass manche in einer näheren Zukunft ausgestorben sein könnten. Ist der Mensch schuld daran und kann das verhindert werden? Wissenschaft ist ein Grundinteresse des in Berlin lebenden Künstlers. Bevor Maas zu malen anfing, studierte er Biologie und Neurowissenschaften an der Münchner LMU. Sein Interesse gilt der Natur und verschiedensten menschlichen Lebensformen. Diese spiegelt er in seinen Collagen wider, meist großformatigen Bilder auf denen Referenzen zur aktuellen Konsumkultur, queerem Leben und der Kunstgeschichte zu erkennen sind. Geschlechterrollen werden in seinen Portraits thematisiert, indem er sein Gesicht mit der Silhouette und Körper meist weiblicher Menschen auf malerische Weise morpht. Sein Selbstportrait ist hierbei zu erkennen und auch die Identifikation und Auseinandersetzung mit der stets anderen Figur, wie dies auch bei Cindy Sherman zu sehen ist.
Agnes Lammert zeigt Skulpturen, in denen etwas eingepackt oder umwickelt zu sein scheint, dessen Inhalt wir aber nie mit Sicherheit bestimmen können. Sie wirken als könnten sie nass und schwer sein. Die Umrisse der in Stoffe gehüllten Formen erinnern an menschliche Körper, und deuten dadurch auf die Abwesenheit des Menschen hin. Oder sind es sogar Geister, geformt aus Gips? Ihr Gespür für Körperlichkeit, Faltenwurf und Drapierung kann man beispielsweise an der hängenden Skulptur hoist the rag im Raum sehen. Inspiriert vom Tanz wie beispielsweise dem japanischen Butoh sind Zustände von Bewegung wie Halten, Fallen, sich aufrichten, Improvisieren in ihren Arbeiten zu erkennen. Manche Skulpturen Lammerts wirken wie durch hohe Hitzeeinwirkung versenkt, darunter virtuos drapierte Stofflichkeit wie bei dem spätgotischen Künstler Veit Stoß, Inspirationsquelle für die Bildhauerin. Für seine hölzerne Marienfigurenin, zu finden in Nürnberger und Krakauer Kirchen, verwandelte dieser Holz in scheinbar weichen Stoff. Ausgehend von angefertigten Modellen interessiert sie sich für das Dazwischen, die Hohlräume, die im bildhauerischen Abformungsprozess im Formnegativ entstehen, und die sie mit Wachs, Gips, Beton, Kunststoffen oder Bronze ausgießt.
Distant Belongings – Agnes Lammert & Sebastian Maas
14. Januar – 25. Februar 2023