Zum wiederholten Male, widmet sich eine Gruppe internationaler Künstler:innnen mehreren Wochen dieser Frage und geht dabei mit Workshops, dem Erforschen neuesten Technologien und intensiven Gesprächen in die philosophischen Tiefen der uns oft so unbegreiflichen Verknüpfung von Performance und Technik – stets mit Blick auf das Potenzial, das hier für alle von uns verborgen liegt. Im bereits Ende August stattgefundenen Digital Body Lab “Intelligence & Form” liegt dabei der Ursprung für die Produktions-Residenzen, die in der Zeit vom 01. bis 30. September, die Erfahrungen im Lab intensivieren und der eigenen künstlerischen Umsetzung der Teilnehmer:innen dienen.
Die Lake Studios Berlin sind dabei auf dem neuesten Stand der Technik – es empfiehlt sich, diesen außergewöhnlichen Ort am 30. September zu besuchen. Die Residenz-Künstler:innen werden an diesem Tag ihre Ergebnisse aus dem Lab präsentieren und Einblicke in neue entstehende Performance-Arbeiten geben. Marcela Giesche hat die Lake Studios Berlin im Jahr 2012 gegründet, aufgebaut und damit einen für Berlin einzigartigen freien Kunst- und Kulturort geschaffen. Seit 2016 finden zum Thema Tanz und Technik regelmäßige Danch-Tech-Residenzen statt – in enger Kollaboration mit Mark Coniglio, Künstler und Programmierer der Software ISADORA. Gemeinsam mit ihm hat Marcela Giesche, auch das Digital Body Lab entwickelt.
„Die Auseinandersetzung von Tänzer:innen und Choreograf:innen mit neuen Technologien und digitalen Medien ist ein wichtiges und herausforderndes Thema. Digitale Technologien haben einen rasant zunehmenden Einfluss auf unser Leben und alltägliche Arbeitsabläufe, so haben sie z.B. während der Corona-Pandemie einen essenziellen Teil der menschlichen Kommunikation ermöglicht. Technologie im Performance-Bereich birgt aufgrund der Kurzlebigkeit und ständiger Innovationen oft viele Probleme – wir möchten mit Digital Body die Synergien dieser beiden Bereiche von Oberflächlichkeit und dem “Wow-effekt” befreien – denn Technik wird von Menschen gemacht und er sollte darin nicht verschwinden.”, so Marcela Giesche.
Elena Tilli, (aufgewachsen in Italien, lebt in Dortmund) – Regisseurin, Medienkünstlerin und Theaterdesignerin. Elena ist Mitbegründerin des Cistifellea Collective zusammen mit dem Musiker Nicolas Cristancho, in dem sie Regie führt und Medien, Sonderanfertigungen und Kostüme gestaltet. Sie ist auch als Videodesignerin für Theaterproduktionen tätig und ihre Arbeiten waren bereits im The Kitchen Theater in New York, in der Barichstaadt Oper in München und in öffentlichen Theatern in Barcelona zu sehen. Nach ihrem Abschluss in Maschinenbau (MA) hat Elena ihre Ausbildung an der Yale School of Drama in den Fächern Technical Design and Production und Design for Theater abgeschlossen. Außerdem absolvierte sie das von Claudia Castellucci geleitete Programm an der Scuola Conia Raffaello Sanzio, das sich auf die Theorie der szenischen Darstellung konzentriert. Digital Bodies stellt eine Gelegenheit dar, den Einsatz neuer Werkzeuge wie PTZ-Kameras zu untersuchen und weiterhin Fragen über die Beziehung zwischen dem Körper und der Technologie auf der Bühne zu stellen, insbesondere ob die Realität die Maschine und ihr Verhalten beeinflussen kann und wie die Maschine ein Akteur auf der Bühne sein kann.
Hannah Schillinger (aus München, lebt derzeit in Berlin). Tänzerin (BA Modern Theatre Dance AHK Amsterdam) und Choreografin (MA Choreografie HZT Berlin). “Ich interessiere mich dafür, wie Technologie ein Werkzeug sein kann, um sich mit der Natur zu verbinden. In dieser Residenz möchte ich die Beziehungen zwischen den veränderten Landschaften von 360°-Videomaterial und eine*m Live-Performer:in auf der Bühne untersuchen.”
Amanda Hameline (BA Harvard University 2012; MFA Sarah Lawrence 2020) ist eine in New York ansässige Choreografin und Tänzerin und Mitbegründerin von Amanda + James, einer interdisziplinären Produktionsfirma. Sie interessiert sich für das Gleichgewicht zwischen ihrer Anziehungskraft für die blitzschnelle, glatte “Magie” der Technologie und der Schönheit, Menschen dabei zuzusehen, wie sie Dinge live tun. Außerdem mag sie Mikrofone sehr.
Opiyo Okach ist Performer, Choreograf und Interaktionsdesigner und lebt in Kenia und Frankreich. In seiner Arbeit erforscht er die Art und Weise, wie wir einander wahrnehmen und in Beziehung zueinander stehen, wie wir Grenzen konstruieren und überschreiten, und zwar über unsere Unterschiede in Bezug auf Körper, Kultur, Geografie und Überzeugung hinweg. Er ist bekannt für seine Arbeit mit Improvisation und Sofortkomposition. Seine Arbeiten wurden auf Tourneen in Afrika, Brasilien, Europa und den USA gezeigt und an einer Reihe von Veranstaltungsorten und Festivals präsentiert, darunter Danspace Project, Festival Avignon, Rencontres chorégraphiques de Seine-Saint-Denis, Dance Umbrella, Yerba Buena Centre for the Arts in San Francisco, Theater der Welt und Pact Zollverein in Deutschland. “Im Rahmen dieses Labs und der Residenz bin ich an der Erforschung interaktiver Performance-Installations-Prototypen als Teil meines laufenden Arbeitsprozesses für das Hybridprojekt ‘Bodies in disPlacement’ interessiert. Das Projekt hinterfragt den Begriff der intimen physischen Präsenz, des “hier und jetzt seins”, der der Live-Performance und dem Theater inhärent ist. Was passiert mit “ich bin hier und jetzt”, wenn Ort und Zeit nicht eins, sondern vielfältig sind…”.
Pao-Chang Tsai – Absolvent der NTU mit einem BA in Drama und Theater und einem Master in Musiktheater von der RCSSD, University of London. Pao war von 2009-2018 Co-Künstlerischer Leiter des Tainaner Ensembles. Pao wird häufig als Schöpfer gesehen, der über drei Talente verfügt – Dramaturgie, Regie und Schauspiel. Er ist an interdisziplinären Arbeiten zwischen Theater und Tanz interessiert und möchte in diesem Workshop die Welt der neuen Medien erkunden.
Lucas Godoi ist ein brasilianischer Performer, der derzeit in Berlin lebt. Er studierte zunächst Hip-Hop und Pädagogik. Sein akademischer Hintergrund begann mit seinem ersten Abschluss in Darstellender Kunst (Schwerpunkt Körperausdruck und Körpertheater), brasilianischer Pädagogik und ist nun Student an der HZT-UDK in Tanz und Choreographie. In diesem Labor möchte er nun der Kraft der Interdisziplinarität in der Performance nachgehen. Er glaubt, dass es in der Entwicklung eines künstlerischen Prozesses wichtig ist, die verschiedenen Schichten von Möglichkeiten in einem Projekt zu erkunden. In seinen Arbeiten sucht er nach möglichen Überschneidungen: Tanz mit Biologie, Theater und Geschichte, Skulptur und Performance.
Außerdem mit dabei: Yasi Moradi, Benjamin Krieg, Irene Giró, Kate Slezak, Gosia Gajdemska, Ana Sofia Calixto, Eni Brandner, Michael Tuttle, Anna Hull, Mark Coniglio
Digital Body
01. September – 30. September