Romy Campe. Bevor Kunstleben Berlin in eine kleine Weihnachtspause geht, möchte ich zurückblicken: Was hat mich in diesem Jahr bewegt, inspiriert und dazu gebracht, Kunst aus neuen Blickwinkeln zu betrachten?
2024 – ein Jahr, das Berlin und die Kunstwelt aufgerüttelt hat. Künstliche Intelligenz hat unsere Vorstellungen von Kreativität herausgefordert, während Galerien in der ganzen Stadt bewiesen haben, dass Innovation und Tradition sich gegenseitig bereichern können. Und ja, ich wage es zu sagen: Die Kunst hat die Welt erneut gespiegelt, provoziert und zum Nachdenken angeregt.
Zum Abschluss des Jahres teile ich mit dir die spannendsten Ausstellungen und künstlerischen Impulse, die 2024 geprägt haben – von Berlin bis weit darüber hinaus.
Wenn Maschinen Kunst machen
Ein prägendes Thema war die Auseinandersetzung mit Künstlicher Intelligenz (KI). Ein beeindruckendes Beispiel hierfür ist die Ausstellung Contract of Fiction in der P61 Gallery, welche noch bis zum 30. Dezember 2024 läuft. Unter der Kuration von Helmut C. Diez werden hier Werke gezeigt, die neuronale Netzwerke und Algorithmen als kreativen Partner nutzen. Neuronale Netzwerke, die neue Erzählungen schaffen – klingt wie Science-Fiction? War es nicht. Spannend oder unheimlich? Vielleicht beides.
In der Kornfeld Galerie verschmelzen in LINGUPHORIA menschliche Intuition und maschinelles Lernen zu einer neuen Sprache. Die Ausstellung, die noch bis zum 18. Januar 2025 zu sehen ist, zeigt Arbeiten von Johanna Reich, die keine einfachen Antworten liefern – sondern uns herausfordern, hinzuschauen und zu hinterfragen.
Zwischen Nostalgie und Aufbruch
Doch nicht alles war Tech. In der Galerie Michael Haas lädt derzeit die Ausstellung Jordi Alcaraz – Two Decades dazu ein, sich in surreale, poetische Welten zu verlieren. Mit einer faszinierenden Mischung aus Malerei, Skulptur und Objektkunst erschafft Alcaraz Räume, die nicht nur physisch, sondern auch gedanklich greifen. Die Ausstellung zeigt Werke der letzten 20 Jahre und ist noch bis zum 13. Januar 2025 zu sehen.
Dann ist da 68projects mit Valentina Murabitos Ausstellung La donna del mare. Ihre Arbeiten – ein Blick in die Tiefen von Mythologie und Identität. Es fühlt sich an, als wären wir in einer Zwischenwelt: irgendwo zwischen Vergangenheit und Vision. Die Ausstellung läuft noch bis zum 27. Januar 2025.
Im O&O Depot überzeugte die Ausstellung Zeit.Raum. Künstler wie Rainer Splitt thematisierten die Beziehung zwischen Materialität und Raum durch abstrakte Installationen, die zum Nachdenken anregten.
Ein weiteres Highlight ist die Ausstellung Ambilight – Stadtbad Reloaded, die den historischen Ort des Stadtbads neu inszeniert. Mit einer Mischung aus Lichtkunst, immersiven Installationen und Sound-Elementen wird das Stadtbad zu einer einzigartigen Kunstbühne, die die Grenzen zwischen Geschichte und moderner Kunst verschwimmen lässt. Die Ausstellung ist noch bis zum 29. Februar 2025 zu sehen.
Blick über die Berliner Grenzen hinaus: internationale Galerieausstellungen 2024
Doch, was wäre die Kunst ohne den Blick über den Tellerrand? Das Kunstjahr 2024 war geprägt von spannenden internationalen Galerieausstellungen, die die Grenzen der zeitgenössischen Kunst auf kreative Weise erweitert haben.
In Amsterdam präsentierte die Stedelijk Galerie die Ausstellung Kosmismus. Vom Januar bis März wurden Werke gezeigt, die utopisches Denken, Wissenschaft und Spiritualität miteinander verbanden.
In Basel provozierte die Kunsthalle Basel mit Everything No One Ever Wanted. Die Schau thematisierte gesellschaftliche Widersprüche und brachte etablierte Künstler mit neuen Stimmen in Dialog. Kunst, die uns mit dem konfrontiert, was wir lieber ignorieren. Ja, unbequem – aber auch unverzichtbar.
Die Deichtorhallen Hamburg widmeten sich Anfang des Jahres mit einer retrospektiven Ausstellung intensiv den gesellschaftskritischen Werken von Otto Dix.
Das Frans Hals Museum in Haarlem zeigte, wie Gender in der Kunstgeschichte neu gedacht werden kann. Art of Drag: Kings, Queens & Crossdressing brachte eine Leichtigkeit, die gleichzeitig tief verwurzelt war.
Im Herbst lockte das MoMA in New York mit der Ausstellung LaToya Ruby Frazier: Monuments of Solidarity. Diese Werke waren ein stiller Aufschrei – Fotografie als Dokument des Überlebens und des Kampfes.
Selbst in kleineren Städten wie Maastricht überzeugte die TEFAF Maastricht mit einer breiten Vielfalt an Kunstwerken, die die Verbindung zwischen Antike und Gegenwart zeigten.
Was bleibt?
Berlin 2024 war ein Ort der Gegensätze: Tradition und Innovation, Fragen und Antworten, Vergangenheit und Zukunft. Kunst ist nicht dazu da, es uns einfach zu machen. Sie ist ein Diskurs, ein Spiegel, manchmal auch eine Zumutung – und genau das macht sie so wichtig.
Frohe Weihnachten 🎄
Kunstleben Berlin und ich machen nun eine kleine Weihnachts- und Neujahrspause. Wir sind ab dem 13. Januar 2025 wieder für dich da.
In diesem Sinne wünsche ich dir eine besinnliche Weihnachtszeit voller Inspiration und Kreativität.
Herzlichst,
Romy Campe
Beitragsbild: Romy by midjourney – Neue Zeiten