Daniel Harms – anlässlich der Ausstellung „Strange Days“ ist ein Buch mit Zeichnungen des Künstlers erschienen: in limitierter Auflage von 100 Stück, jedes einzelne Buch ist handsigniert und nummeriert.
100er Auflage, signiert und nummeriert, Zeichnungen im A4-Hardcover: Das Buch kann ab sofort über die Galerie Köppe bestellt werden und ist nicht im Buchhandel erhältlich. Neben 45 Abbildungen enthält es einen einführenden Text von André Lindhorst (Kurator der Ausstellung) sowie die Vita des Künstlers und kostet 25 Euro (zzgl. Versand). Wer direkt eine Zeichnung ankauft, erhält ein Exemplar mit persönlicher Widmung von Daniel Harms gratis dazu. Kontakt Wolfgang Köppe galerie@villa-koeppe.de
Unser Video-Quickly zur aufregenden Ausstellung von Daniel Harms – STRANGE DAYS bei Köppe Contemporary:
Daniel Harms ist 1980 in Hamburg geboren und lebt seit 2007 in Berlin. Der folgende Text entstammt der Eröffnungsrede:
“Beseelt von heftiger Kritik an bestimmten gesellschaftlichen Situationen sind Daniel Harms Bildwerke: Komposition von äußeren und inneren Wirklichkeiten. „Strange Days“ heißt die Ausstellung, „merkwürdige Tage.., schräge Zeiten…“.
Daniels Sprache ist schnell, zugleich streng, deutlich, expressiv. Hier hat uns jemand unbedingt etwas zu sagen! Die überraschenden und faszinierenden Bilder erzeugen eine komplexe, eindrückliche Welt aus oszillierenden Seinszuständen: aktuelles Weltgeschehen, aber auch Kindheit, Partnerschaft, Konsum, Krankheit, Freundschaft – all dies wird direkt benannt, in den Schriftzügen, oder umspielt, auf jeden Fall aber: reflektiert. Daniel Harms malt seit 2012 und zieht uns hinein in seine Perspektiven der Wahrnehmung, nimmt uns mit auf seine Reise des durchdringenden Fragenstellens. Linie, Geste, Farbe, früher Acryl, heute Öl …
Oder wenn er meint, weder Aquarell noch Öl sollen hier, in den Zeichnungen, ablenken, dann nur die Schwarz-Weiß-Choreografie der Linien der einzelnen Protagonisten und schnellen Erzählstränge. Fabelvieh, Robotik, Maskenmenschen oder manchmal nackt wie die Natur uns schuf… Wir sehen neben den harten Symboliken des Totenkopfes, der Vanitas, und Kriegsgewehr oder Stacheldraht eben auch die Fragilität, dass das gebrechliche Gefüge der Welt durchaus anwesend ist. Die überlagerten Informationen lassen uns nicht unmittelbar ausmachen, wer hier den Kampf gewinnt.
Auch Schrift, aneinandergereihte Lettern, die mitunter durchgestrichen sind finden wir – die Integration der Schrift, aber auch der Zeichen und Symbole, die wir nicht auf Anhieb erkennen, dies erinnert mich an die Bewegung der Lettristen – Poesie und Decollage. Nehmen wir beispielsweise das Bild „Den Genuss des Konsums zelebrieren“: Die Aussage ist insofern wahr, als dass sie tatsächlich jemand gesagt hat, aber sie ist auch wieder nicht wahr, nicht „richtig“ in Daniel Harms Sichtweise auf die Welt. Etwas sperrige Schönheiten bevölkern die Bildwelten, jene, die ihre Träume und Ziele im Leben geknüpft haben an eine arg kapitalistische Idee von Erfolg – …wie so viele Menschen. Wer verkauft uns dies als Distinktionsgewinn, Gewinn an Abgrenzung? „Für jeden eine Träne“ lesen wir auf dem Leinen. Und unweigerlich frage ich mich, wie lange wohl bei den Menschen die Betroffenheit anhält nach der allabendlichen Tagesschau?
In Harms Bildwerken könnten wir, so wir es denn bräuchten, Kulminationspunkte verbinden aus dem belgischen Symbolismus, dem magischen – oder eher morbiden – Realismus, Kubismus und Konstruktivismus, was die äußere technische Gestaltungswelt betrifft.
Dessen ungeachtet sind all diese Termini auf die eine oder andere Weise konnotiert – und hier gibt es eine eigene selbstbewusste künstlerische Position.
Dazu kommt es dem Künstler in dieser Ausstellung hier auf das innere Geschehen an: „Couples“, „Mirror“, „Zeitsprung“, „Rotkäppchen“, „War“, „Mensch und Bestie“ – betitelt Harms seine Reihen. Denn zumeist entstehen seine Gemälde in Serien. Mit langen Arbeits-Pausen dazwischen.
Er hat ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden und Themen, die sich ansammeln. Sie werden in bestimmte Arbeitszeiträume sortiert. Wenn er ein Thema in einem seiner dreimonatigen Arbeitszyklen anfasst, dann wird es zunächst recherchiert. Und weil ihm der Mensch so wichtig ist, liest er nicht nur alle geschriebenen Worte dazu, sondern sucht vor allem das Gespräch – mit Journalisten, mit Soldaten in Kriegsgebieten, mit vielen Freunden. Alle Seiten und Aspekte werden einfließen in den Malprozess. Die technoid-mystisch anmutenden Protagonisten auf den Leinwänden sind also selten futuristische Heilsbringer, sondern wie alle Wesen auf Daniel Harms Bildgründen: Menschen wie Sie und ich. Das fordert Akzeptanz, gibt jedoch zugleich Energie.
Diese Bilder sind wertvoll, weil sie die Zukunft, aber auch das „Dahinter“ erfragen, den Zwischenraum, vielleicht eine andere Zeit, ein anderes Nachdenken, aber immer als Einladung des „imago“, des Bildes“, an uns selbst, das „ego“.” (Jana Noritsch)
Wer den Künstler noch näher kennenlernen möchte: “10 Fragen an Daniel Harms”.
Bild: DANIEL HARMS Buchveröffentlichung STRANGE DAYS, Kurator André Lindhorst (links), Dr. Wolfgang Köppe (rechts) vor Zeichnungen von Daniel Harms © Köppe Contemporary 2020