Daimler Art Collection Ausstellung ›31: Women‹ – Unbedingte Aufmerksamkeit sollte man der Sammlung Daimler Contemporary in der nördlich gelegenen Alten Potsdamer Straße (Haus Huth) schenken: Mit der Ausstellung ›31: Women‹ wird an zwei bahnbrechende Präsentationen in Peggy Guggenheims New Yorker Galerie Art of This Century angeknüpft: ›Exhibition by 31 Women‹, 1943, und ›The Women‹, 1945.
Initiiert und kokuratiert wurden diese Ausstellungen damals von Guggenheims Freund und Berater, dem Künstler Marcel Duchamp. Es waren die ersten Ausstellungen in den USA in diesem Umfang, die sich ausschließlich auf Künstlerinnen fokussierten. Die Frauen repräsentierten eine junge Generation aus 11 verschiedenen Nationen. Inhaltlich trafen Vertreterinnen des Surrealismus auf abstrakte Malerinnen, dadaistisch beeinflusste Künstlerinnen und unbekannte, jüngere Positionen der Zeit.
Im Rückbezug auf dieses wichtige Gründungsdokument feministischer Kunstgeschichte verdichtet die Ausstellung ›31: Women‹ mit rund 60 Werken der
Daimler Art Collection zwei langfristig entwickelte Schwerpunkte der Sammlung: der Fokus auf weibliche Protagonistinnen der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts einerseits, Recherchen und Projekte seit 2016 zu Duchamp/kuratorischer Praxis/Readymade andererseits.
Die Schau ›31: Women‹ beginnt historisch mit Werken aus der Tradition von Bauhaus und Konkreter Kunst, führt weiter zu europäischen und amerikanischen Tendenzen aus Zero und Minimalismus und erweitert dann den Horizont um jüngere Künstlerinnen aus Indien, Südafrika, Nigeria, Israel, Chile, USA u.a. Ländern. Die Ausstellung bringt frühe feministische Tendenzen mit globalen Perspektiven der zeitgenössischen Kunst in überraschenden Konstellationen und thematischen Inszenierungen zusammen.
Kuratorin: Renate Wiehager
Zwei eigenständige neue Publikationen begleiten die Ausstellung: Marcel Duchamp. Das kuratorische Werk
Sie sind Legende in Wort und Bild: Marcel Duchamps Verkleidungen und zahllosen fotografischen Selbstinszenierungen, seine ironischen, sarkastischen, humorvollen Kommentare zu Kunst, Kunstbetrieb, Kunstkritik und Kunstgeschichte. Weniger bekannt ist jener Marcel Duchamp, der sich empathisch und strategisch alert für die Künstlerinnen und Künstler seines zeitgenössischen kulturellen Umfeldes eingesetzt hat: als Kurator von Ausstellungen zwischen den 1910er-Jahren und seinem Tod 1968, als Juror und Berater einiger der bedeutendsten Sammlungen, Museen und Galerien zur Kunst der Moderne. Der Band skizziert rund vierzig Ausstellungen, ergänzt um jüngste Forschungsergebnisse, und stellt die enge Kooperation mit wichtigen Protagonisten der Zeit vor: von Louise und Walter Conrad Arensberg, Katherine S. Dreier, Francis Picabia, Sidney und Harriet Janis bis zu André Breton, Julien Levy oder Peggy Guggenheim.
Duchamp. The Women. Les Femmes. Die Frauen. Las Mucheres
Die neue Publikation eröffnet eine ungewöhnliche Perspektive auf den ›Jahrhundertkünstler‹ Marcel Duchamp. Anhand kunstwissenschaftlicher Essays und biografischer Porträts zu mehr als einhundert Protagonistinnen von der frühen Moderne bis in die 1960er-Jahre, die Leben und Werk von Duchamp geprägt haben, werden wesentliche Initiativen und Kooperationen diskutiert, die seine künstlerischen Projekte begleitet und angeregt haben. Ergänzend werden Texte von Frauen zugänglich gemacht und ins Deutsche übersetzt, die bisher nur an entlegener Stelle auffindbar bzw. lediglich in französischer oder englischer Sprache verfügbar waren. Der Band zeichnet das gesellschaftliche und kulturelle Wirken der Frauen nach, die als Sammlerinnen, Galeristinnen, Künstlerkolleginnen und Autorinnen ihre Zeit in Europa und den USA mitgeprägt haben.
Essays zu u.a.: Louise Arensberg / Djuna Barnes / Katherine S. Dreier / Suzanne Duchamp / Peggy Guggenheim / Elsa von Freytag-Loringhoven / Mina Loy / Maria Martin / Louise Norton / Gabrielle Buffet-Picabia / Mary Reynolds / Carrie, Ettie und Florine Stettheimer / Beatrice Wood.
Die Publikationen erscheinen im April 2020 und können im Daimler Contemporary zu vergünstigtem Preis erworben werden.
Im Rahmen der Ausstellung sind in einer separaten Präsentation Künstlerinnen-Portraits des Malers Marcus Neufanger ausgestellt.
Daneben sei auf “Momente des Umbruchs” verwiesen: Natalia Stachon im Interview.
Das Werk der Künstlern Natalia Stachon (*1976 Kattowitz, PL) transformiert und verdichtet ästhetische Elemente des öffentlichen Raumes in installativen Arbeiten. Im Interview mit Nadine Isabelle Henrich spricht sie über die Rolle von Fotografie und Literatur in ihrem künstlerischen Prozess, ihr Interesse an industriellen Materialien, die Wechselwirkungen zwischen Kunst und Gesellschaft sowie die neuen Kontrollinfrastrukturen in Zeiten einer globalen Pandemie. Seht das Video hier (in englischer Sprache): https://art.daimler.com/artwork/natalia-stachon-visions-and-revisions-13-2019/
Datum: 13.08.2020 – 26.06.2021
Daimler Contemporary Berlin