CUBA LOCA – Finissage in der Living Gallery Berlin

Cuba Loca

Seit Oktober 2018 hatten die Berliner die Möglichkeit in der Living Gallery Berlin die außergewöhnlichen Kunstwerke von zwei kubanischen Künstlern zu sehen.

Der Künstler der Holzskulpturen Jorge César Sáenz Gómez entfernt sich in seinen Werken von der klassischen Christus-Ikonographie und setzt seine Figuren in den Kontext unserer Zeit. Die Holzskulpturengruppe Heilige Familie stellt eine Familie dar: die Mutter mit dem Handy am Ohr, der Vater mit Brille und Heiligenschein, das Christuskind bohrt mit dem Finger in der
Nase und spielt mit einem Spielzeugauto: ein Stall war gestern, heute sind die Darsteller selbst die sakrale Szenerie in ihrer introvertierten Abwesenheit.

Ein weiteres Werk von Jorge César Sáenz Gómez ist Demut und Geduld. Klassisch in der Ausdrucksform und als Steckfigur modern in der Ausführung steht dieses bildhauerische Werk für die Zeitlosigkeit des Themas, dessen sich der Künstler Jorge César Sáenz Gómez in einer gewissen Weise provokant annimmt. Die Skulptur in einem modernen blutroten Sessel zu platzieren spitzt diese Botschaft zu, die zugleich mit der Person Jesu als Verkörperung kommender Heils- und Erlösungserwartung kontrastiert. Diese steigert sich noch in der Ausstrahlung demütiger, ja fast teilnahmslose Gelassenheit für das menschliche Gemüt fast bis ins Unerträgliche. Das Kunstwerk war auch als eines der Highlights auf der Monumenta in Leipzig ausgestellt.

Zu dessen bildhauerischen Werken und Malereien insgesamt, die sich gesellschaftskritisch der von der landestypischen Tradition geprägt sind, korrespondieren die Bilder (Acryl bzw. Öl auf Leinen) des ebenfalls kubanischen Künstlers Alain Fernández Ferreira. Dabei bedient sich Ferreira der für Kuba typischen Genrekunst der allgegenwärtigen Wandpropagandamotive und nutzt diese für seine künstlerische Artikulation der Widersprüche und Brüche in der heutigen kubanischen Gesellschaft zwischen Tradition, revolutionärer Nostalgie auf der einen und der Alltagsrealität insbesondere den konträr dazu stehenden Haltungen insbesondere der jungen Generation auseinander.

“Die bildende Kunst war lange Zeit eines der stärksten Merkmale des erstaunlichen kulturellen Outputs Kubas. Es ist jedoch die zeitgenössische Kunst, insbesondere nach dem Aufkommen der starken Generation junger Kreativer in der lateinamerikanischen Kunstszene in den 1980er Jahren, die international als außerordentlich durchdringend gelobt wurde. Heute büßt die Kunst von der größten Karibikinsel nichts von ihrer Stärke ein und zeigt uns gerade in Zeiten des wachsenden globalen Isolationismus und Separatismus wie Kunst und Kultur alle physischen und mentalen Grenzen überwinden kann. Die beiden Künstler Jorge César Sáenz Gómez und Alain Fernández Ferreira schufen gewaltiges und ihre Werke haben Eingang von Vatikan bis Leipzig gefunden.” (Denis Leo Hegic)

Living Gallery Berlin

Die Living Gallery Berlin wurde 2017 von Peter-Klaus Frey und Bernhard Wolff gegründet. Schwerpunkt der Galerie ist die zeitgenössische Kunst mit dem Fokus auf Urban Art und kubanische Kunst.

Jorge César Sáenz Gómez

Geboren am 12. Februar 1972 in Trinidad (Kuba), absolvierte Jorge César Sáenz Gómez seine erste künstlerische Ausbildung an der Schule für Bildende Künste Oscar Fernández Morera in Trinidad und danach an der Escuela Nacional de Arte (ENA) in Havanna mit Abschluss in Gravierkunst (1990). Spezialisiert hat er sich auf religiöse Werke und deren Restauration. Geprägt sind seine Werke durch den Einfluss der spanischen und afrikanischen Kultur. 2015 gestaltete Jorge César Sáenz Gómez in Zusammenarbeit mit Alexis Leyva Mchado (aka „Kcho“) die Christusfigur El milagro (Das Wunder). Dieses Kunstwerk war das Gastgeschenk des Staatsoberhaupts Raúl Castro an Papst Franziskus anlässlich dessen Besuches in Kuba. Heute ist diese Figur künstlerischer Mittelpunkt in der Kathedrale auf Lampedusa.

Alain Fernández Ferreira

geboren 1972, lebt und arbeitet in Trinidad (Kuba). 1994 Abschluss an der Kunsthochschule Oscar Fernández Morera in Trinidad. Derzeit ist er Präsident der UNEAC in der Gemeinde Trinidad. Er ist Mitglied des Projekts Espacio Interasociativo, das von der UNESCO in Frankreich gefördert wird. Gast-Professuren führten ihn nach Frankreich und Deutschland. Seine Werke sind inzwischen bei privaten Sammlern und in öffentlichen Ausstellungen in Deutschland (Enderlein Sammlung), Österreich, Belgien, Frankreich (Serris Sammlung), Indien, Spanien, England, Niederlande, Kanada, USA und in der Schweiz zu sehen. Hervorzuheben sind außerdem die UNESCO in Paris, LaFoundation René Pous in Paris und das Frankfurter Museum in Deutschland. Inzwischen hat er an über 40 Ausstellungen teilgenommen.

CUBA LOCA

Finissage
Mittwoch, 29. Mai 2019, 19 Uhr
GASTREDNER
Denis Leo Hegic, Kurator und Kulturmanager

LIVING GALLERY BERLIN

Veröffentlicht am: 27.05.2019 | Kategorie: Ausstellungen, | Tag: Living Gallery Berlin,

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