Eine junge Generation afrikanischer Modedesigner*innen definiert derzeit „afrikanische“ Mode neu und etabliert innovative Design-Hubs in ganz Afrika. Dabei geht es nicht allein um ästhetische Aspekte, sondern vielmehr um ein kulturelles und politisches Engagement mit einem dezidiert dekolonialen Selbstverständnis. Das Kunstgewerbemuseum hat im Rahmen des Ausstellungsprojekts „Connecting Afro Futures“ Akteur*innen aus Uganda, Benin und dem Senegal eingeladen, neue Arbeiten zu den Themen Mode und Haar zu entwickeln. Die Ergebnisse dieses interkontinentalen Austauschs sind ab dem 24. August 2019 in Berlin zu sehen.
Mode ist ein Regelsystem ganz eigener Art und gilt als Schrittmacher des sozialen Wandels. Die Generation Now bricht aktuell die Hegemonie des „westlichen Systems Mode“ auf: Afrikanische Kultur soll nicht länger nur als Inspirationsquelle für westliche Modeschöpfer*innen dienen. Ebenso waren Haare und mit ihnen „afrikanische“ Körper ein zentraler Schauplatz kolonialer Machtausübung, wurden diszipliniert, reglementiert und dem westlichen Schönheitsideal unterworfen. Die dadurch beinahe in Vergessenheit geratenen traditionellen afrikanischen Haarstile werden heute erneut verbreitet und zugänglich gemacht. Zugleich werden sie selbstbewusst genutzt im Spiel mit dem Haar als Ausdrucksform kreativer Identitätsbildung. Parallel rückt Haar auch als künstlerisches Material verstärkt in den Fokus. Vor diesem Hintergrund hat das Kunstgewerbemuseum mehrere Modedesigner*innen und Künstler*innen eingeladen, die Themen Mode und Haar mit installativen Arbeiten im musealen Kontext neu zu verorten.
Das mehrstufige Projekt startete im November 2018 im Kunstgewerbemuseum mit einem gemeinsamen Workshop zu den Themen globale Mode, Museums- und Sammlungspolitik und dekoloniale Diskurse. Im März und April 2019 wurden erste Arbeitsergebnisse vor Ort in Dakar und Kampala präsentiert: Im August 2019 werden die Ergebnisse der Projektstationen und Kollaborationen wiederum zurück nach Berlin ins Kunstgewerbemuseum gespielt: In der Ausstellung schlägt die Modedesignerin Lamula Anderson (London/UK, Kampala/Uganda) in ihrer Mixed-Media-Installation „The Perfect Stereotype“ einen Bogen von historischen Frauenkleidern mit Tournüre über stereotype Farbzuordnungen in der Mode zum Afro. Die Modedesignerin José Hendo (London/UK, Kampala/Uganda) setzt sich in ihrer Arbeit „Barkcloth Connecting Afro Futures Using The Signs of the Now“ anhand des traditionellen ugandischen Materials „bark-cloth“ mit Fragen der Nachhaltigkeit in der zeitgenössischen Mode auseinander. Bull Doff (Dakar/Senegal) entwickeln eine multimediale Arbeit auf Basis ihrer aktuellen Kollektion „54Punk“. Adama Paris (Dakar/Senegal) hinterfragt in ihrer Installation „Shameless Afro Hair“ Schönheitsideale und -normen für Haar und Mode im afrikanischen Kontext. Und der Künstler Meschac Gaba (Cotonou/Benin) zeigt spektakuläre Perückenskulpturen, die nach Berliner Architektur-Ikonen gestaltet sind.
„Connecting Afro Futures. Fashion – Hair – Design” wird ergänzt durch weitere Arbeiten von u.a. Diana Ejaita (Illustratorin, Berlin/Deutschland), Njola Impressions (Kampala/Uganda), Tondo Clothing (Kampala/Uganda) und Ken Aicha Sy (Dakar/Senegal) sowie Mode- und Musikvideos, Fotografien und Illustrationen. Ein Begleitprogramm mit künstlerischen Interventionen, Performances, Workshops und Round-tables rundet das Projekt ab.
Connecting Afro Futures. Fashion – Hair – Design
24.08.2019 – 1.12.2019