CAMERA WORK präsentiert die Ausstellung Before They Part II von Jimmy Nelson ab dem 15. Oktober 2016. Nach der international hoch geachteten Ausstellung Before They Pass Away im Jahr 2014 hat Jimmy Nelson sein Lebenswerk fortgesetzt und weitere faszinierende indigene Völker porträtiert.
Alle Arbeiten werden zum ersten Mal präsentiert und wurden noch nie zuvor ausgestellt. Am 15. Oktober um 14 Uhr findet ein Artist Talk mit anschließender Signierstunde in der Galerie CAMERA WORK statt.
Einzigartig umschreibt die von Jimmy Nelson Porträtierten in vielerlei Hinsicht am treffendsten: Derart unvergleichlich faszinierend sind die von Jimmy Nelson porträtierten Stämme. Die Stammesvertreter der letzten indigenen Völker auf der Erde sind die Protagonisten seiner
Fotografien. Die Arbeiten gehen weit darüber hinaus, die vage Vorstellung der Öffentlichkeit über deren Existenz mit einem nüchternen visuellen Beleg zu bedienen. Jimmy Nelson schafft mit seiner epochalen Serie ein Bewusstsein für die faszinierende Vielfalt der kultur- und geschichtsträchtigen Symbole dieser Völker, die Zeugenschaft über deren Riten, Bräuche und Traditionen abliefern. Nach dem Fertigstellen des ersten Teils der Serie Before They Pass Away bereiste Jimmy Nelson noch weitere Länder der Erde – von Tahiti über den Sudan bis nach China – um mehr von den faszinierenden Stämmen zu lernen und Portraits zu erschaffen, wie es noch kein anderer Fotokünstler zuvor getan hat. Der kulturelle Reichtum der indigenen Bevölkerung differenziert sich immer weiter innerhalb jedes einzelnen Stammes in einer neuen und anderen Art und Weise.
Der Betrachter wird auf eine unverfälschte Weise mit dem Unbekannten und Fremden konfrontiert, vor allem durch die fremdartige Exotik der luxuriösen Fellroben, die farbenfrohen Stoffe und den Festschmuck der Menschen. Die Dekorationen erwecken in ihrer Vielfalt schon fast eine mystische Atmosphäre. Die positive Reizung der Sinne durch die Vielfalt des kulturellen Ausdrucks ruft das Verlangen hervor, dies zu schützen und zu bewahren. Trotz der Verfremdung ist es die Schönheit, ersichtlich in allen kulturellen Artefakten, welche als bindendes Element fungiert und darüber hinaus in der Komposition und Ästhetik der Fotografien widergespiegelt ist.
Jimmy Nelson ist kein Wissenschaftler, vielmehr erzählt er Geschichten und lässt dem Rezipienten Raum für Fragen, anstatt diese vorab beantworten zu wollen. Dies gelingt ihm dank eines auf der ethnologischen Ebene bisher einzigartigen stilistischen Ansatzes. Die in der Ausstellung präsentierten – teilweise großformatigen – Arbeiten entziehen sich einer klaren Kategorisierung: Sie oszillieren zwischen visuellem Authentizitätsbeleg und Ausdruck eines gemäß Leitmotiven von Schönheit, Stolz und Würde verpflichteten Kompositionskalküls. Stolz und Würde strahlen auch die Blicke der Menschen in den Porträts aus. Diese sind kraftvoll genug, auch vor häufig ganz ausgeblendetem Hintergrund über sich selbst hinaus zu weisen und eben jene Geschichten zu erzählen, die Jimmy Nelson auf seinen Reisen gesammelt hat.
Die Fotografien verführen geradezu, indem sich durch den Schmuck und die Bemalungen ihrer Protagonisten eine Welt an unbekannten Zeichen eröffnet, deren Referenzwerte sich dem Betrachter entziehen. Zugleich finden sich etwa in der Weise der Positionierung der Menschen vor episch anmutigen Landschaften ikonografische Muster wieder, die dem Fundus des Rezeptionshorizonts der globalisierten Welt entnommen sind. Von Berggipfeln und Anhöhen überblicken die Protagonisten ihr Territorium, mit dem sie einerseits eine harmonische Einheit bilden und zum anderen ein eindeutiger besitzmarkierender Gestus gefördert wird.
Before They Part II
15. Oktober bis 19. November 2016
CAMERA WORK
Kantstraße 149
10623 Berlin