Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages hat am 31. Mai 2021 ein Gutachten herausgegeben, aus dem hervorgeht, dass die Kulturwirtschaft durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen zu Teilen heute auf dem Umsatzniveau steht, das sie vor 17 Jahren hatte. In Zahlen ausgedrückt, bedeutet das ein Minus von 19 Prozent und Einbußen in Höhe von 22,4 Millionen Euro, wobei in dieser Summe auch 6 Prozent Einbußen der Kreativwirtschaft enthalten sind.
Unterm Strich viel Geld. Welche Schicksale hinter dieser Summe stehen, wird sich erst nach und nach offenbaren. Während einige durch die komplette Verlagerung ihres Angebotes ins Internet relativ glimpflich durch die Pandemie gekommen sind, mussten viele kleine Kulturunternehmen oder Selbstständige oder freiberuflich Tätige das Handtuch werfen oder in andere Branchen abwandern. Zahlen darüber wird es erst in einigen Monaten geben, wenn die Insolvenzstatistiken vorliegen. Trotzdem mag man sich schon jetzt nicht ausmalen, wie viele wertvolle Projekte nicht angestoßen werden konnten, weil einfach das Geld fehlte und der Staat oder die Länderregierungen nicht in der Lage waren, angemessen dagegen anzusteuern.
Dennoch gibt es neben den Verlusten auch Positives, denn selbst wenn ein digitaler Museumsrundgang einen analogen in keiner Weise ersetzen kann, so eröffnet die Digitalisierung in verschiedenen Sparten plötzlich neue Möglichkeiten. Du erinnerst Dich sicher daran, dass ich während der Pandemie das Theater-Streaming für mich entdeckt habe und nun hoffe, dass viele Theater das beibehalten, um deutlich mehr Menschen einen niedrigschwelligen Zugang zu Stücken zu gestatten.
Auch die Wiederentdeckung der „Außenräume“ in Form von „Draußenkunst“ empfinde ich als wichtig und erhaltenswert. Kunst ist Bildung und je offensichtlicher und natürlicher sie im öffentlichen Raum vorhanden ist, desto mehr Menschen erreicht sie auch. Und darum geht es letztendlich – und vielleicht ist das der Gewinn der Pandemie – Kunst aus einer elitären, teils auch abgehobenen Blase wieder zurück in die Gesellschaft zu holen.
Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, fordert Bund und Länder nun dazu auf, den Kultursektor deutlich mehr zu unterstützen, als das bisher der Fall war. Die reine Analyse, das die Szene wohl deutlich mehr Zeit als andere Branchen brauchen wird, um aus der Krise zu kommen, reicht dafür wohl kaum aus.