Ich liebe sie – die E-Mails in meinem Postfach, die Ausstellungseröffnungen oder Premieren ankündigen. Ganz langsam werden es wieder mehr. Man merkt ihnen eine gewisse Vorsicht an, der Zustand ist fragil, niemand ist in Feierlaune, nichts zeugt von Überschwang. Trotzdem erobert sich die Kunst allmählich die Stadt zurück.
Im Käthe-Kollwitz-Museum in Berlin Wilmersdorf ist derzeit die kleine aber feine Ausstellung „Schwarz + Weiß“ zu sehen, in der acht Künstlerinnen des Vereins der Berliner Künstlerinnen 1867 ausgewählte Werke präsentieren. Das Haus hat die Hygienevorschriften vorbildlich umgesetzt – die Besuchenden müssen erst die Rettungstreppe erklimmen (klingt schlimmer, als es ist), um in den dritten Stock des Hauses zu gelangen, wo die Werke hängen, von dort geht es dann durch das Treppenhaus wieder zurück. So hält man Abstände ein.
Während ich die Stufen hochgestiegen bin, habe ich mich einmal mehr gefragt, ob ich, wenn es nicht in der Einladung gestanden hätte, erkennen würde, ob es Kunst, die von Frauen oder Kunst, die von Männern gemacht wurde, ist. Sieht man einen Unterschied? Ist Frauenkunst feiner, sinnlicher, tiefer, leiser? Ausstellungen, in denen explizit Kunst von Frauen ausgestellt wird und bei denen man auch gezielt damit wirbt, gibt es in letzter Zeit häufiger. Auch liest und hört man vermehrt, dass Frauen in der Kunst benachteiligt werden, dass ihre Werke niedrigere Preise erzielen oder seltener in Museen hängen. Das ist richtig, nur ist der Umkehrschluss, dass das deshalb ist, weil Frauen andere Kunst machen, falsch.
Die acht Werke im Käthe-Kollwitz-Haus tragen jedenfalls keine explizit weibliche Handschrift. Vielmehr setzen sich die Künstlerinnen auf ihre ganz eigene Art mit verschiedenen Themen, die sie bewegen, auseinander. So sind ganz unterschiedliche Techniken zu sehen, die am Ende nicht das „Frau sein“ eint, sondern bis auf eine Ausnahme die Abstinenz der Farbe.
Und so ist „Schwarz + Weiß“ zwar eine Ausstellung, die ausschließlich Werke von Frauen zeigt, die aber für mich das Thema „Frauen in der Kunst“ auf eine sehr sympathische Art von der Gleichberechtigungsdebatte abhebt, weil sie auf ihre Art so selbstverständlich daherkommt. „Hier stellen Frauen aus, was denn sonst?“, könnte über der Tür stehen. Und selbstverständlich kann man die Werke auch kaufen. Und zwar für einen angemessenen Preis.
Und überhaupt gibt es keinen qualitativen Unterschied zwischen Frauen- und Männerkunst, so meine Gedanken, als ich die Treppe nach unten gestiegen bin, freudig darüber, dass ich wieder Kunst bewundern kann.