All is Flux zeigt ab 3. August Kunstwerke von Christo Daskaltsis und Lorenz Friedrich in der re|space gallery, Berlin-Charlottenburg. Am Abend des 7. August ist die offizielle Eröffnung unter Rücksichtnahme der geltenden Abstands- und Hygieneregeln.
Die gemeinsame Ausstellung mit Gemälden von Christo Daskaltsis und Skulpturen von Lorenz Friedrich erforscht das Verhältnis von Wahrnehmung und Wirklichkeit. Der Titel All is Flux ist den Meditationen des frühgriechischen Philosophen Heraklit über Wissen und Fluss entnommen. Obwohl die Interpretation der Lehren des Heraklit sehr umstritten ist, ist die Idee, dass es keine stabil existierenden Objekte mit stabil bleibenden Eigenschaften gibt, ein provokanter Standpunkt, von dem aus sich diese Ausstellung der Resonanz zwischen den Werken von Daskaltsis und Friedrichs nähert. Obwohl sie sich in Medium und Stil unterscheiden, sind die Werke der beiden Künstler in ihrer Auseinandersetzung mit der Wahrnehmung und dem Einfluss oder der Abwesenheit der Hand des Künstlers parallel zueinander.
Die großformatigen Gemälde in Öl auf Aluminium von Christo Daskaltsis sind wahrhaft abstrakte Werke. Die streng konzeptualisierte Produktionsweise schließt bewusst jede Möglichkeit der formalen Einflussnahme des Künstlers bei der Schaffung seiner Werke aus. Auf die Oberfläche der Aluminiumleinwand wird eine monochrome Farbschicht aufgetragen, die der Künstler dann mit Terpentin benetzt. Mit einem Haushaltsbesen kehrt Daskaltsis über die Oberfläche und erzeugt dabei ein völlig abstraktes Bild, das durch die Auflösung von Pigmenten in der Farbe und deren Wanderung über die Leinwand beim Kehren entsteht. Seine Arbeiten gewinnen so eine Tiefenwirkung, die den Betrachter sowohl in die Leinwand hineinzieht als auch die Formen über die Leinwand hinausragen lässt. Dennoch ist diese Dreidimensionalität eine Illusion, da die Oberfläche der Leinwand flach bleibt. Der Künstler entfernt sich mit der Fertigstellung der Werke von ihnen, aber sie leben weiter. Die Werke sind im Auge des Betrachters lebendig, ihre Wahrheit ist abhängig von der Wahrnehmung des Einzelnen. Da alle Werke von Daskaltsis mit dem Herstellungsdatum und nicht mit einem aussagekräftigeren Titel betitelt sind, bleibt dem Betrachter keine Aufforderung, eine singuläre Bedeutung oder Form innerhalb des Gemäldes zu erkennen.
Lorenz Friedrichs Werke sind im Gegensatz zu denen von Christo Daskaltsis explizit figurativ. Die kleinformatigen Skulpturen bewohnen den Raum auf an den Wänden befestigten Metallschienen, auf Holzblöcken der Berglandschaft oder in und auf Haushaltsgegenständen. Obwohl sie in unserer physischen Welt sehr präsent sind, bewegen sich die Figuren, die Friedrich aus Holz modelliert, in einem eigenen Mikrokosmos. Der Betrachter ist eingeladen, sein eigenes Wesen aus einer neuen Perspektive als Giganten im Verhältnis zu den kleinen humanoiden Figuren zu erleben. Die Mehrzahl der Figuren ist weiß oder verkohlt bis schwarz bemalt, diese Duo-Chromatizität suggeriert eine Schattenexistenz. Die Charakterisierung der Figuren ist raffiniert, sie lehnen sich an Wände, wandern oder pendeln, strecken die Hand aus, sitzen nachdenklich und springen dem Betrachter entgegen. Ähnlich wie die Werke von Daskaltsis sind auch Friedrichs Skulpturen nicht ohne die Anwesenheit des Betrachters vollendet. Erst durch die Wechselbeziehung zwischen dem Makrokosmos der Sphäre des Betrachters und dem Mikrokosmos der eigenen Skulpturen entfalten die Werke ihr volles Potenzial.
All is Flux: Die Gemälde von Daskaltsis und die Skulpturen von Friedrich entfachen in ihrem Zusammenwirken im Ausstellungsraum der
Galerie re|space eine Diskussion über Wahrnehmung und Wirklichkeit. Das wahre Wesen der Werke ist im Fluss, da sie von der Perspektive und den Assoziationen des Betrachters abhängig sind. Darüber hinaus beeinflusst das Element der Zeit die Werke insofern, als das Spiel von Licht und Schatten sowohl auf Daskaltsis als auch auf Friedrichs Werke eine transformierende Wirkung hat. Während Friedrichs Skulpturen wachsen, wenn sich ihre Schatten ausdehnen, erhalten Daskaltsis’ Gemälde einen metallischen Glanz, wenn die Abendsonne scheint und das wechselnde Licht die Bildelemente über die Leinwand hinausragen oder nach innen gekehrt werden lässt.
Bild: Christo Daskaltsis, 0520-01, 2020. All is Flux wird vom 3. August bis zum 2. Oktober 2020 in der Galerie re|space zu sehen sein.
Datum: 3.08.2020 – 3.10.2020
re|space gallery