Aitor Ortiz wird in Berlin noch bis 1. Februar 2020 mit “Expanded Photography 2002–2018” gezeigt: In der Ausstellung “Expanded Photography 2002–2018” zeigt die Galerie Springer Berlin drei unterschiedliche Arbeitszyklen des baskischen Künstlers Aitor Ortiz, in denen traditionelle fotografische Grenzen auf überraschende und faszinierende Weise überschritten werden. Zur Finissage gibt es ab 15 Uhr ein Konzert.
Höhepunkt der Ausstellung ist die Präsentation von Werken aus den verwandten Serien “Vicinay” und “Link” (2018). Vicinay ist eine Kettenfabrik im ehemaligen Industriegebiet von Zorrotzaurre in Bilbao. Das Werk, in dem in 60 Jahren insgesamt 10.000 km Schiffsankerketten hergestellt wurden, wurde aufgrund städtebaulicher Maßnahmen und Gentrifizierung an einen neuen Standort verlegt. Ortiz, der in der Nähe des Industriegeländes aufgewachsen und dort seit vielen Jahren mit seinem Atelier ansässig ist, hat Teile der Stahlbodenplatten im ehemaligen Fertigungswerk mit großem Aufwand Stück für Stück entfernen lassen. Diese schweren Stahlplatten zeichnen sich durch Verwerfungen, Falten und Narben aus, die sich aus jahrzehntelangem Ziehen der kilometerlangen, extrem schweren, heißen Ketten ergeben. Die Stahlplatten von Vicinay, die in der Ausstellung im Original (100x100cm) gezeigt werden, sind also ‘Eindrücke’ im wahrsten Sinne des Wortes (Impressionen).
Die verwandte Serie “Link” ist die fotografische Bearbeitung von “Vicinay”. Mit großer Klarheit und auffallender Schärfe bringen die Arbeiten die Arbeitsprozesse zum Ausdruck, die die Stahlplatten über Jahrzehnte geformt oder deformiert haben, und die dadurch verursachten Risse und „Verletzungen“.
In den Serien “Espacio Latente” (2008/2018) und “Modular Mod” (2002) arbeitet Ortiz mit Raum und Architektur als Quellelementen, um uns sowohl visuell als auch kognitiv zu verwirren. Seine Arbeiten, die er nur in Schwarzweiß präsentiert, gehen weit über eine dokumentarische Form der Architekturfotografie hinaus und betonen die Auflösung und Umsetzung des mit der fotografischen Darstellung einhergehenden Wirklichen. Ortiz hat ein unendliches Interesse daran, eine Reihe von Widersprüchen zwischen Repräsentation und Interpretation (Wahrnehmung) aufzuzeigen.
Aitor Ortiz:
Der 1971 in Bilbao geborene Künstler ist einer der bekanntesten spanischen Fotografen. Er hat bereits in zahlreichen großen Museen in Europa, Asien und Amerika ausgestellt, sowohl in Gruppen- als auch in Einzelausstellungen. Zu seinen wichtigsten Einzelausstellungen gehören das Museo Universidad de Navarra (2018); Fotografiska Stockholm (2012); Sala Canal de Isabel II, Madrid (2012); und Museo Guggenheim, Bilbao (2011). Das 2011 erschienene Buch von Hatje Cantz ist eine wichtige Monografie zu seinem Werk, die von Kritikern gefeiert und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde.
Die Galerie Springer Berlin vereint Erfahrung und Zeitgeist. Nach der Neuausrichtung im Jahr 2012 wird die Galerie wieder unter dem traditionsreichen Namen von Heide und Robert Springer geführt. Im Fokus: die künstlerische Fotografie.
Bildrechte/Informationen: © Aitor Ortiz & Galerie Springer
Datum: 28.09.2019 – 2.02.2020