Anne Cécile Surga auf der 59. Internationalen Kunstausstellung der Biennale di Venezia

Anne Cécile Surga: Luisa Catucci Gallery

Anne Cécile Surga, vertreten durch die Luisa Catucci Gallery, beteiligt sich an der Biennale von Venedig mit ihrem Projekt “Body Memories – Body Metamorphosis”. Der Körper ist nicht nur ein Gefäß, in dem wir leben und das uns erlaubt, durch die Höhen und Tiefen des Lebens zu navigieren, sondern ein Mittel, mit dem wir die Welt erfahren, etwas, das wir durchleben. So sind unsere Vergangenheit, unsere Gefühle, unser Wissen und unsere Erfahrungen in unserem Körper gespeichert. Trotz dieser Erkenntnis wird uns in der westlichen Gesellschaft beigebracht, unsere Lebenserfahrungen auf zerebrale Weise zu verarbeiten, zu verstehen und einzuordnen.

Das Interesse von Anne-Cécile Surga am Werk des polnischen Theaterregisseurs und Theoretikers Jerzy Grotowski (1933 – 1999) und seinem Konzept des Körpergedächtnisses inspirierte ihr Projekt für die Biennale Venedig 2022. Grotowski entwickelte das Konzept der Körpererinnerung als eine Möglichkeit für einen Schauspieler, seine Impulse und Absichten eines vergangenen Moments durch Selbstdurchdringung wiederzuentdecken. Der Akt des aktiven Erinnerns sollte zu einer Wiederentdeckung der Essenz, des intimsten Aspekts des Selbst und damit des einzigartigsten und universellsten Aspekts des Seins führen. In Grotowskis Theorie ist der Körper das Gedächtnis, und dieses Gedächtnis muss entblockiert werden. Die Künstlerin hat ihre künstlerische Praxis seit einigen Jahren in ähnlicher Weise aufgebaut und erst kürzlich die Brücken entdeckt, die zwischen Grotowskis Theorie und ihrem Ansatz geschlagen werden können.

Körper als Wesen, mit dem Potenzial, Emotionen zu reaktivieren und von ihnen reaktiviert zu werden, sowie der Wunsch, Körper frei von auferlegten rechtlichen, religiösen und gesellschaftlichen Gesetzen und Erwartungen darzustellen, stehen im Mittelpunkt von Surgas Projekt.

Surgas Arbeit ist motiviert durch die Darstellung unschöner Dinge – sei es körperlich oder emotional – sowie durch den Willen, den Grund für ihre Unschönheit zu verstehen und zu dekonstruieren. Über die Darstellung von “Mängeln” hinaus interessiert sich die Künstlerin für die allgemeine Angst, die mit diesen Begriffen verbunden ist, und dafür, wie die Gesellschaft damit umgeht. Was wird in unserer Intimität und Sensibilität für unsere konstruierte und geteilte Missbilligung gegenüber der Zurschaustellung “unperfekter” Körper berührt? In den westlichen Gesellschaften sind Darstellungen von hypersexualisierten Körpern allgegenwärtig, ebenso wie die Glorifizierung von immer jüngeren, stärkeren und schöneren Körpern oder Körperteilen. Diese Überexposition führt zu ihrem kalten Massenkonsum und bringt oft Enttäuschung, Scham oder sogar Hass auf sich selbst mit sich. Zerbrechlichkeit, Empfindsamkeit, Weichheit werden von allen in ihrer Intimität erlebt, aber in der Öffentlichkeit beiseite geschoben.

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Anne Cecile Surga, Twinge, 2020, Luisa Catucci Gallery

59. Internationale Kunstausstellung der Biennale di Venezia

23. April 2022 – 27. November 2022

www.labiennale.org

Luisa Catucci Gallery

Beitragsbild: Anne Cécile Surga, © Luisa Catucci Gallery

Veröffentlicht am: 06.04.2022 | Kategorie: Kultur, Kunst,

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