Persons Projects | Helsinki School ist stolz, die erste Einzelausstellung von Jussi Nahkuri, Every Passing Moment, zu präsentieren, in deren Mittelpunkt seine neuste Werkgruppe mit dem Titel Discussing Duration steht. Die Arbeiten veranschaulichen exemplarisch Nahkuris Faszination für das komplexe Thema der Zeit sowie seinen Versuch, Momente künstlerisch festzuhalten. Durch die Erforschung verschiedenster Möglichkeiten, wie man den Verlauf von Zeit in physischer Form darstellen kann, hat er eine ganz eigene, persönlich motivierte Ausprägung von Konzeptkunst gefunden.
Nahkuris Ansatz ist inspiriert von den Theorien des französischen Philosophen Henri Bergson, der vor allem für seine Ausführungen über die Bedeutung von unmittelbarer Erfahrung und Intuition für das Verständnis von Zeit bekannt ist. Da Rationalismus in diesem Erkenntnisprozess kaum Relevanz hat, ist die Unvorhersehbarkeit das Schlüsselelement für den Zugang zu Nahkuris Werk: Arbeiten wie Standing on the Shore (2021) oder People Passing by (2020) bestehen aus mehreren hundert Fotografien, die alle am selben Ort und selben Tag aufgenommen wurden. Da jedoch die Zeitabstände zwischen den Aufnahmen in jedem einzelnen Werk unterschiedlich ausfallen und sämtliche Veränderungen durch natürliche Gegebenheiten verursacht werden, ist das Ergebnis völlig unvorhersehbar. Nahkuri reduziert sich damit selbst auf eine fast schon untergeordnete Rolle, die scheinbar nur zur Aufgabe hat, das Endprodukt zu ermöglichen – eine Arbeitsmethode, die ihn vordergründig mit Künstlern wie Gerhard Richter oder Jackson Pollock in Verbindung bringen könnte.
Indem Nahkuri die Fotos in dünne horizontale Schlitze auf der Leinwand einsetzt und vertikal aneinanderreiht, beginnen diese von selbst eine neue Landschaft zu kreieren, die dem Muster von Strichcodes ähnelt. Mit dem letzten Schritt, dem Aufziehen der Prints auf verschieden geformte Metallobjekte, verfremdet Nahkuri sein Ausgangsmaterial so sehr, dass jegliche Spuren des fotografischen Ursprungs nicht mehr wahrnehmbar sind. Doch nicht nur das: Diese dreidimensionalen Strukturen bergen ein, für dieses Medium sehr ungewöhnliches, interaktives Potenzial. Je nach Hängung, Beleuchtung und Schattenwurf, die von entscheidender Bedeutung sind, kann die Wahrnehmung der Betrachtenden jedes Mal anders ausfallen. Nahkuri hat somit Kunstwerke geschaffen, die selbst aus einer Vielzahl einzigartiger Momente bestehen und selbige erzeugen.
Jussi Nahkuri wurde 1988 geboren, er lebt und arbeitet in Helsinki und Kouvola, Finnland. Im Jahr 2020 schloss er sein Studium an der Aalto-Universität, School of Arts, Design and Architecture, mit einem MA-Abschluss ab. Seine Arbeiten wurden bislang in verschiedenen Institutionen wie dem Poikilo Museum in Kouvola und dem Finnischen Museum für Fotografie in Helsinki ausgestellt.