Vor ein paar Tagen gab es in der taz ein Interview mit fünf Berliner*innen – alle Mitglieder der Gallery Climate Coalition Berlin, einem Ableger der Gallery Climate Coalition (GCC), die im vergangenen Jahr in London gegründet wurde. Ziel der Coalition ist es, zum einen ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass der Kunstmarkt einen wesentlichen Anteil am hohen globalen CO2 Ausstoß hat und zum anderen, dagegen anzutreten, gemeinsam nach Lösungen zu suchen, wie man die Bilanz verbessern kann. Konkret bedeutet es, die Emissionen entsprechend dem Pariser Klimaabkommen innerhalb von zehn Jahren zu halbieren.
Der schönste Satz der meiner Ansicht nach in dem Interview gesagt wurde, lautete: „Ich denke, wir befinden uns eher in einer Krise der Vorstellungskraft als in einer des Klimas.“ Wie wahr, aber es gehört auch zur Wahrheit, dass gerade Menschen wie Helen Turner, von der der Satz kam, schon fleißig dabei sind, das zu ändern.
Vielleicht erinnerst Du Dich, wir hatten hier im Kunstleben Berlin Magazin vor einiger Zeit über die Ausstellung „Zero Waste“ im Leipziger Museum der bildenden Künste (MdbK) berichtet. Auch dort ging es nicht nur darum, Ausstellungsstücke zu zeigen, die den problematischen Zuwachs von Plastikmüll thematisierten, sondern gleichzeitig die Ökobilanz der Ausstellung Teil des Ausstellungskonzeptes. Eine der Kuratorinnen, Lena Fließbach, beschrieb erst kürzlich in einem Clubhouse Talk, wie sie versucht haben, mit dieser Ausstellung auch den Kunst- und Kulturbetrieb als Ganzes zu hinterfragen. Das beginnt damit, dass man Transporte vermeidet, dass alle Beteiligten so wenig wie möglich hin und her fliegen und Verpackungsmaterial recycelt wird. Trotzdem bleibt am Ende die Erkenntnis, dass die beste Lösung für das Klima wäre, überhaupt keine Ausstellung zu machen.
Natürlich kann das nicht der Weg sein. Das wissen auch alle Beteiligten, die hier in Berlin den Ableger der Gallery Climate Coalition gegründet haben und bieten direkt auf ihrer Seite schon Möglichkeiten für Galerien an, sich dem Thema zu nähern und den eigenen Klima-Fußabdruck kritisch zu hinterfragen. Da hat die Pandemie natürlich auch ihr Gutes, denn jetzt zeigt sich, dass es möglich ist, auf vieles, was vorher völlig normal war, zu verzichten – sei es auf mehrfache Reisen zu Ausstellungsorten oder überhaupt die exzessive Teilnahme an Kunstmessen auf der ganzen Welt.
Franziska von Hasselbach von der Galerie Sprüth Magers sagt im Interview sinngemäß, dass die Kunstwelt viel zu lange ignoriert hat, welche Belastung sie für das Klima bedeutet. Um so besser, dass es jetzt engagierte Künstler*innen und Galerist*innen gibt, die daran rütteln und die Vorreiterrolle der Kunst auch auf dieser Ebene befeuern.
Hier gibt es das ganze Interview: „Auf den Seeweg umsteigen“