Brandbrief der Museen

Brandbrief der Museen - Jeannette Hagen für Kunstleben Berlin

Eigentlich muss man kein Wort mehr darüber verlieren, wie müde die Menschen angesichts der Einschränkungen sind. Natürlich geben wir acht aufeinander, natürlich verhalten wir uns solidarisch – notfalls auch bis zum Sommer. Aber gleichzeitig steigt die Sehnsucht nach einem Leben, das den Namen auch verdient. Das bunt ist und fröhlich, gesellig und kunstvoll.

Abgesehen von den eigenen emotionalen Befindlichkeiten geht es jenen Unternehmen, die von unserer Geselligkeit, von unserer Neugier und unserem Wissensdurst leben, zunehmend schlecht. Je länger der Lockdown, um so unsicherer auch die Perspektiven. Viele Museen, Kunst- und Kultureinrichtungen haben digitale Rundgänge ermöglich, haben sich eingestellt auf die neue Situation, haben Hygiene-Konzepte entwickelt, haben investiert.

Zeit für den Aufbruch

Alles umsonst? Gibt es nicht doch einen Weg, Schutz und kunstvolles Leben gleichzeitig zu ermöglichen? Ja, sagen die Verantwortlichen der führenden Museumshäuser Deutschlands, haben sich zusammengeschlossen und einen Brief an Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sowie an ihre Länderkolleginnen und -kollegen geschrieben. Unterzeichnet ist das Schreiben von mehr als 50 Museumsleiter*innen, mit dabei unter anderem: Michael Eissenhauer vom Staatlichen Museen zu Berlin, Marion Ackermann von der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Yilmaz Dziewior vom Museum Ludwig in Köln und von Eva Kraus von der Bundeskunsthalle in Bonn.

Sie alle fordern, dass ein Konzept entwickelt wird, wie die Museen schrittweise wieder geöffnet werden können. Angeboten werden dann Bildungs- und Lernmöglichkeiten für Schulen, dann auch zunehmend Individualbesuche. Verzichtet werden soll nach wie vor auf touristische Gruppenbesuche, Führungen oder sonstige Veranstaltungen. Die Museen möchten damit unter anderem auch zu einer kulturellen Grundversorgung der Schüler*innen beitragen.

Möglichkeiten der Distanz

Weiter heißt es in dem Schreiben, dass gerade in Museen die Möglichkeit der Distanz gegeben ist. Sie sind sichere Orte, in denen Hygienemaßnahmen strikt befolgt und «wie an keinem anderen öffentlichen Ort» überwacht würden. Zudem verfügen die meisten Museen über eine ausgefeilte Klimatechnik und Raumkapazitäten, die Bewegungsabläufe nach Distanzgebot steuern und entzerren könnten.

Zeitgleich zu dem Schreiben, hat Schleswig-Holsteins Ministerpräsident, Daniel Günther, einen Stufenplan vorgelegt, der beispielgebend für alle Bundesländer sein könnte. Er sieht eine Öffnung von Museen, Theatern und Kinos vor, wenn der Inzidenzwert 21 Tage unter 100 und weitere 14 Tage unter 50 liegt.

Bleibt zu hoffen, dass sich etwas bewegt.

Veröffentlicht am: 01.02.2021 | Kategorie: Ausstellungen, Kolumne Jeannette Hagen, Kunst, Redaktion-Tipp,

4 Meinungen zu “Brandbrief der Museen

  1. Bettina Mezger sagt:

    Es ist wirklich sehr zu hoffen, dass wir die Museen bald wieder betreten dürfen. Wo, wenn nicht hier, können im Kulturbereich so sichere Hygienekonzepte eingehalten werden. Auch die Oberstufenschülerinnen und Schüler sollten doch so schnell wie möglich in Kleinstgruppen mit allem Abstand wieder in die Museen gehen können. Diese Erlebnisse werden, mangels Zeit, nie nachgeholt. Es ist ein insgesamt ein riesiger Verlust an Kulturvermittlung zu beklagen, und ich finde Ihren Einsatz, diesen zu mindern wirklich sehr lobenswert.

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