KINO SIEMENSSTADT (Stadt-)Raum und Architektur im Künstlerfilm und Video

KINO SIEMENSSTADT woechentliches Programm

KINO SIEMENSSTADT Online Video Programm: Das Bild einer Stadt im Raum des Kinos – Die Reihe KINO SIEMENSSTADT geht in einem dreizehnwöchigen Online-Programm der Frage nach, wie sich die Themen Raum und Architektur im Bereich Künstlerfilm und Video widerspiegeln.

Im wöchentlichen Turnus folgen bis Ende August Filme von: Filipa César, Ofir Feldman, Nina Fischer & Maroan el Sani, Dani Gal, Manuel Graf, Andy Graydon, Claire Hooper, Anja Kirschner & David Panos, Nina Könnemann, Knut Klassen & Carsten Krohn, Korpys/Loeffler, Sophie Nys, Mario Pfeifer, Anri Sala, Amie Siegel, Shingo Yoshida und Tobias Zielony.

Die Filme werden für sechs Tage online auf www.scharaun.de abrufbar sein, bevor der Countdown zum nächsten Programm einsetzt.

Program #2 | KORPYS/LOEFFLER
Die Stadt von Morgen (2007) 35mm/DV, 16:07 min
World Trade Center (1997) Super8/DV, 6:55 min
Reflecting Absence (2016) Super8/DV, 22:50 min

5. Juni bis 11. Juni auf www.scharaun.de:

Die Stadt von Morgen (2007) 35mm/DV, 16:07 min
Der Film Die Stadt von Morgen von Korpys/Löffler ist parallel zum 50. Jahrestag der Interbau 1957 im Hansaviertel in Berlin Tiergarten im Rahmen einer Installation in der Akademie der Künste entstanden. Als Teil der Ausstellung mieteten Korpys/ Löffler das gläserne Untergeschoss des Eternithaus von Paul R. Baumgarten. An einem Morgen entfernten sie einen der 7,5 m langen Baumstämme aus den Schotten des Objektes 13, einem achtgeschossigen Wohnhaus von Egon Eiermann und gingen mit diesem in einer Art Prozession durch das Hansaviertel bis zum Eternithaus. Dort angekommen benutzten Korpys/Löffler den Stamm, um eine Anzahl von ausgewählten Designmöbeln- und Objekten zu manipulieren und fotografisch zu dokumentieren. Die Filmbilder die beim Durchschreiten des Viertels entstanden sind, verbinden sich auf integrale Weise mit den Aufnahmen eines anonymen Stadtbildchronisten aus dem Jahr 1953, der ausführlich die verbliebenen Häuser und Ruinen des in den 1880er Jahren erbauten Berliner Hansaviertels filmte. Auf den Fundamenten der Ruinen entstand ab 1957 eine prestigeträchtige Sozialwohnsiedlung als Zeichen für den deutschen Neuanfang, die sogenannte „Stadt von Morgen“.

World Trade Center (1997) Super8/DV, 6:55 min
1996 unternahmen Korpys/Löffler eine Amerika-Reise, bei der sie sich intensiv mit drei symbolhaften Gebäuden und deren Architektur beschäftigten. Mit einer Super-8-Kamera filmten sie rund um und im World Trade Center, bei den Vereinten Nationen und am Pentagon architektonische Details, Gebrauchsgegenstände, den Autoverkehr, öffentliche Skulpturen und Bilder, Passanten und Wartende. Dieses Material schnitten sie zu drei kurzen, in sich abgeschlossenen, zugleich aber von einer gemeinsamen Tonspur zusammengehaltenen Filmen, die ganz bewusst mit der Bildästhetik der sechziger Jahre spielen. Über Kameraführung, Schnitt und Ton baut sich hier eine dramaturgische Spannung auf, die abgeleitet von den Sehgewohnheiten des amerikanischen Kinofilms beunruhigend und zwangsläufig auf ein finales Ereignis hinzuführen scheint – eine Erwartung, die die Filme bis zum Schluss nicht einlösen und ins Leere laufen lassen. Zugleich spielen Unschärfen, ruckartige Kamerabewegungen und das Flackern des Filmvorführgerätes nicht nur auf den mit der Einführung des Kodak-Kassettenfilms 1965 immer beliebter werdenden privaten Filmabend an, sondern sie unterstützen auch den Eindruck authentischer Zeugenschaft, wie er spätestens mit den Aufnahmen des Kennedy- Mordes manifest wurde. Realität und Fiktion vermischen sich in diesen Amerika- Filmen auf eigenartige Weise.

Reflecting Absence (2016) Super8/DV, 22:50 min
Reflecting Absence steht in enger Verbindung zu den 19 Jahre früher entstandenen Filmen World Trade Center, United Nations, Pentagon, Amerika und Studio 77. Der Filmtitel ist angelehnt an das von Daniel Libeskind konzipierte und von Michael Arad und Peter Walker ausgeführte Mahnmal am Ground Zero und verweist direkt auf den Hauptprotagonisten. So streift die 8mm-Kamera von Korpys/ Löffler durch New York zu prominenten Plätzen wie dem Times Square oder der Wall Street und kehrt doch immer wieder zu den Orten um das zerstörte World Trade Center zurück. An dessen Stelle befindet sich heute das World Trade Center Site Memorial Reflecting Absence und sein dazugehöriges Museum. Beide Bauten erinnern an die tragischen Ereignisse vom 11. September 2001 und erhalten eine hohe emotionale Aufladung aufgrund ihres Standortes. Korpys/Löfflers Verwendung von Bild und Ton in Reflecting Absence erinnert dabei an eine offene Gedichtstruktur: Kurze, oftmals starre Filmaufnahmen und das fragmentierte, neu zusammengesetzte Stück …zwei Gefühle… (1992) von Helmut Lachenmann verweben sich mit Elementen von Hintergrundgeräuschen zu einer Bild-Ton- Collage.

Kuratiert von Olaf Stüber und Jaro Straub. Weitere Informationen auf: www.scharaun.de

Bild/Text: Reihe KINO SIEMENSSTADT www.scharaun.de

Veröffentlicht am: 05.06.2020 | Kategorie: Ausstellungen,

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