Was ist los in Berlin? Erst die Sammlung Flick, dann Me Collectors Room und nun kündigt Julia Stoschek ihre Räume in der Leipziger Straße. Hat Berlin seinen Ruf als Kunststadt verloren?
Es ist ungefähr zwei Jahre her, als ich mit einem Kunstsammler zusammensaß und er irgendwann sinngemäß sagte, dass Berlin das ganz große Ding werden wird. Ich solle mal abwarten, nicht mehr lange und dann würde sich hier in der Hauptstadt das Who IS Who der Kunstszene treffen. Ich kann mich nicht mehr erinnern, was ich damals geantwortet habe. Wahrscheinlich habe ich an einen Satz gedacht, den mein Mann oft sagt, wenn es um Struktur- und Bevölkerungsveränderungen in den Berliner Stadtbezirken geht: „Die Karawane zieht immer weiter.“
Dabei sah es eine Zeit lang wirklich so aus, als würde er recht haben. Kleine, mittelgroße bis große Galerien eröffneten, die Art Week und das Gallery Weekend verzeichneten Publikumsrekorde und das Interesse von Investoren und Kunstbegeisterten wuchs. Und dann passierte wohl etwas… Ja, was eigentlich? Das lässt sich hier in Berlin gar nicht so leicht beantworten, aber vielleicht hilft der Blick auf unseren Hauptstadtfußballclub Hertha BSC. Der will nämlich auch immer mehr sein, als er ist und scheitert seit Jahren an seinem eigenen Anspruch. Fehlt der Wille?
Man weiß nicht so genau. Und das ist das eigentliche Problem. Irgendwo zwischen „man weiß nicht so genau“ und „wir sind die Größten“ gibt es offensichtlich ein Leck, aus dem die Energie fließt. Es ist ein bisschen so, als würde Berlin sich Größe nicht zutrauen. Als würde man das, was Berlin mal so anziehend und einzigartig gemacht hat – das arm aber sexy Image – mit einer gewissen Sturheit versehen, nicht aufgeben wollen. Jedenfalls nicht so richtig. Man zieht hier und dann lässt man an anderer Stelle wieder los. Man baut Luftschlösser und sitzt dann aber doch lieber mit einem Flaschenbier an der Spree.
Und so dümpelt eben alles dahin, werden Chancen verspielt und am Ende klopft man sich auf die Schulter, weil irgendwie doch alles beim Alten bleibt. Was natürlich nicht stimmt. Diese Stadt verändert sich und es wäre schön, wenn sie ein gesundes Maß zwischen der quirlig lebendigen Sexyness und einem global angesehenen Kunst- und Kulturspektrum finden würde. Das muss nämlich kein Widerspruch sein.
Wo bleibt hier der Inhalt außer Geraune?
…mir aus dem Herzen geschrieben! Berlin war schon immer so, (guter Vergleich mit Hertha BSC)
Mehr wollen, als wirklich können oder etwas wirklich konsequent durchziehen, das ist nicht so die Stärke des Ur-Berliners! So habe ich den Berliner halt kennengelernt! Der Zugezogene und auch der sogenannte Seiteneinsteiger in der Kunst hat deshalb ganz gute Chancen in Berlin etwas Neues zu beginnen! Wenn er Glück hat, wird er nicht von einem urberliner Beamten kleingemacht/ geredet…:(