Die Stillleben und Objektfotografien in Franz Grünewalds Regionalporträt des Freistaates Sachsen “Lug ins Land” erscheinen als nebulöse Hinweise und Symbole und bleiben fragmentarisch ohne Antwort auf die Fragen. In der Gegenüberstellung von Text und Bild in Paaren verweisen sie auf die politischen und sozialen Phänomene dieser Region. Sie wecken die Gefühle von Melancholie und Euphorie, Fortschritt und Pattsituation, Gemeinschaft und Isolation sowie Wut und Apathie.
Freital, Clausnitz, Heidenau, Bautzen, Chemnitz, Zwickau, Dresden – Orte, die alle durch bestimmte Assoziationen verbunden sind: rassistische Übergriffe, Pegida, Hitlergruß, inhumane Gesänge, Bürgerwehr, NSU. Das Bundesland Sachsen hat ein Problem mit dem Rechtsextremismus. Untersuchungen im Sachsen-Monitor zeigen, dass die Sachsen zwar meist mit ihren persönlichen Lebensumständen zufrieden sind, aber rassistischen, antidemokratischen und nationalen Thesen weitaus mehr zustimmen als die Mehrheit der deutschen Bevölkerung.
Franz Grünewald (geb. 1993 im sächsischen Plauen) untersuchte ab 2016 Orte seiner Kindheit, aber auch unbekannte Orte. Auf dem Weg dorthin begegnete er alten Freunden, Fremden, Schweigen, unaufhörlichen politischen Konflikten, aber auch Spuren des Alltags, und doch fand er keine einfache Erklärung für die komplexe politische und gesellschaftliche Situation in Sachsen. Das Land und seine Menschen offenbaren ihre Ambivalenz zwischen – Melancholie und Euphorie, Modernität und Einsamkeit, Wut und Apathie. Die fotografischen Arbeiten von “Lug ins Land” bleiben fragmentarisch und rätselhaft. Sie wollen nichts beschreiben und erheben keinen Anspruch auf Integrität. Es geht vielmehr um Andeutungen und Illusionen, die auf vielfältige Weise gelesen werden können. Unter den Porträts, Landschaften und Stadtaufnahmen sind die Stillleben und Fundstücke die Fotografien, die einen Einblick geben, wie die Menschen in Sachsen leben und was ihnen durch den Kopf geht. Viele der Bilder strahlen Ruhe aus und sind von klassischer Gelassenheit. Durch die ungewöhnliche Auswahl der Objekte entfaltet sich jedoch eine einzigartige Dramaturgie. (Sachsen, 2017)
Franz Grünewald – Vita –
2012 – Beginn der Arbeit als freiberuflicher Fotograf Ausbildung
2017 – Bachelor of Arts Fachhochschule für Kommunikationsdesign/Fotografie, Potsdam
Ausstellungen / Auszeichnungen
2018 – Politiken des Designs Kunstraum Potsdam
2017 – Neue Tradition Objekte unserer Tage, Berlin
2016 – Trafo 1 Leipziger Buchmesse, Leipzig 2 Kulturstiftung des Bundes, Halle
2012 – Gewinner des Deutschen Jugendfotopreises, Kategorie “Bildgebung/Imaging”
Kang Contemporary ist eine neue Kunstgalerie und ein Projektraum für zeitgenössische Kunst in Berlin. Kang Contemporary widmet sich der Förderung und Pflege einer vielfältigen Gruppe von aufstrebenden und etablierten Künstlern. Das Programm konzentriert sich auf zeitgenössische Kunst, die sich über eine Vielzahl von Medien erstreckt, konzeptuell ausgerichtet und visuell ansprechend ist und Verbindungen zu anderen Disziplinen und aktuellen Themen herstellt. Die Galerie schafft einen offenen Raum für Dialog und gemeinsame Projekte und ist bestrebt, den inspirierenden und zum Nachdenken anregenden Austausch zwischen Künstlern, Kuratoren, Sammlern und der Gemeinschaft im Allgemeinen zu fördern.