Galerie Aurel Scheibler eröffnet heute die Einzelausstellung der deutschen, in Georgien geborenen Künstlerin Tamara K.E. “Ink under the Skin”.
“Ink Under the Skin” ist K.E.’s erste Ausstellung in Berlin. Zeitgleich sind ihre Werke aus den Jahren 2001 und 2003 in der Ausstellung 31: Women im Haus Huth, Sammlung Daimler, Berlin, ab dem 29. Februar zu sehen.
“Ink Under the Skin” besteht aus zwei monumentalen, sich über zehn und vier Meter erstreckenden Arbeiten auf Diafilm sowie aus mininaturhaften Copic-Marker Zeichnungen, die die Bandbreite der von der Künstlerin entwickelten Bildwelt darstellen. Ergänzt wird die Präsentation durch sporadisch im Raum verteilte Neon-Röhren und einen Leuchtkasten.
Tamara K.E. verbindet in ihren Werken das klassische Medium der Malerei mit einer im Photoshop überarbeiteten, gedruckten Bildwelt. Sowohl in der Bildsprache, als auch im Entstehungsprozess existiert keine Trennung zwischen analog und digital. Die Arbeiten reflektieren unsere kulturellen Erinnerungen, neuere oder bereits verbreitete sozial-politische Themen und sprechen den fortschreitenden Übergang zum Digitalen an.
Den Ausgangspunkt K.E.s Arbeiten bilden Copic-Marker, Bleistift- und Aquarellzeichnungen. Sie werden gescannt, digitalisiert und dabei in einzelne Bild-Motive zerlegt. Erfundene Comic-Figuren, schablonenhafte Gestalten oder isolierte Gegenstände werden ins mehrschichtige, digital erzeugte Bildgefüge eingebettet. Sie verschmelzen mit einer amorphen digitalen Masse, in der ihr Ursprung an Bedeutung verliert und die Idee der Authentizität unwichtig wird. Das am Computer entstandene Bild wird anschließend auf Diafilm gedruckt. Das dünne, transparente Material ist gleich einer Membran, auf der ein momentaner Zustand des sich immerfort bewegenden, heterogenen, unübersehbaren Kontinuums sichtbar wird. Aus dieser
Bildwelt treten vereinzelte Motive hervor, wie Spuren und Schatten zufällig auftauchender Erinnerungen, Energiefelder oder Emotionen. Sie bilden keine starren Zusammenhänge, stattdessen kann sich ein gerade entstandenes Bild sofort wieder auflösen und in einzelne Partikeln zerfallen, die sich eventuell wieder neu zusammenfügen.
Darauf deuten unter anderem die Titel der Arbeiten hin: The Big Twilight Boom II, das großformatige, 6-teilige Werk, das den Moment vor dieser Auflösung, die maximale Verdichtung und den Zustand des Übergangs in eine unbekannte Zukunft zeigt. Im freien, auf Zufall basierten Zusammenspiel der Bildelemente ist die Idee der ständigen Transformation inbegriffen.
Tamara K.E. begann ihre künstlerische Arbeit im Kontext der Düsseldorfer Kunstszene in den frühen 2000er Jahren. Sie studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München und an der Kunstakademie Düsseldorf, an der sie 2004 ihren Abschluss machte. Seit 2010 lebt K.E. in Brooklyn / New York und Düsseldorf.
Die Künstlerin ist bekannt sowohl für ihre radikalen, sozial-kritischen, konzeptuellen Gemälde, als auch für ihre neusten Werke, in denen sie mit visuellen Idiomen und den Möglichkeiten der neuen Technologien experimentiert.
K.E. hat Georgien auf der 50. Biennale von Venedig 2003 vertreten und wurde zur 1. Prag Biennale 2003 eingeladen. Sie hat weltweit an Ausstellungen in namhaften Institutionen teilgenommen, unter anderem im Haus Huth, Daimler Contemporary Berlin; dem Sprengel Museum, Hanover; der Whitechapel Gallery, London; dem Central House of Artists, Moskau; dem CoBrA Museum, Amsterdam; dem Van der Heydt Museum, Wuppertal;
der Kunsthalle Hamburg. Ihre Werkgruppe Next Comes Democracy, die sie in Zusammenarbeit mit der Galerie Hans Mayer (Düsseldorf) produzierte, ist als Teil der permanenten Sammlung Daimler Contemporary im Haus Huth, Berlin, zu sehen. Zu K.E.‘s jüngsten Ausstellungen gehört “5 minutes of random love” in der Galerie Beck & Eggeling Contemporary, Düsseldorf, im November 2019.
Galerie Aurel Scheibler eröffnete im April 1991 in Köln und zog 2006 nach Berlin; zunächst mit einem Standort in Charlottenburg, später in Kreuzberg. Im Sommer 2012 ist die Galerie Aurel Scheibler ans Schöneberger Ufer im Bezirk Tiergarten gezogen, in ein historisches Gebäude, das 1911 für den Verein der Berliner Künstlerinnen entworfen wurde. Später diente es auch Ferdinand Möller und den Brüdern Nierendorf als Galerieräume.
Durch die Verflechtung des internationalen zeitgenössischen Galerieprogramms mit historisch bedeutungsvollen Werken des vergangenen Jahrhunderts hat sich Aurel Scheibler über die Jahre als eine exzeptionell individuelle Präsenz etabliert. Die Zusammenführung von Nachwuchskünstlern, etablierten und historischen Künstlern in korrespondierend tiefgründigen Ausstellungen ist eine der beachtlichsten Eigenschaften der Galerie.
Bild/Text: PM Galerie Aurel Scheibler, picture: Tamara K.E. “The Big Twilight BOOM II” (aus der Serie: Farewelling Junkyard), 2020, Archival Print auf Diafilm, 6-teilig, je 228 x 154 cm. All rights reserved by Tamara K.E.
Datum: 20.02.2020 – 10.04.2020