MASCH – humorvolle Species bevölkern hochspannende Kunstwelten und beschäftigen sich zugleich mit der Schönheit der Vergänglichkeit. Die starken Impulse, die von Maschs Werken ausgehen, üben auf den Betrachter, eine Magie aus, die einzigartig ist. Witzig, spannend, entdeckend… Kunstleben Berlin sprach mit dem Künstler über seine nächste Ausstellung…
Masch, am 6.12.2019 eröffnet deine Soloshow „ Essentials“ in der Galerie Sievi. Dein Thema ist die Vergänglichkeit und die Schönheit darin. Dazu immer ein Priese Masch-Humor. Welche Themen bearbeitest du mit deinen neusten Werken?
Die Bedeutung von Vergänglichkeit und Schönheit geht in meinen Arbeiten eine intensive Symbiose ein. Ich bin der Auffassung, daß vieles, was uns im täglichen Leben umgibt, auf eine schöne Weise altert. Ob es eine verwitterte Eingangstür oder eine stillgelegte Fabrikhalle mit ihren veralteten Maschinen ist, das alles hat auf dem zweiten Blick die Schönheit und den Charme, von der ich spreche. Aber auch die Gesichter vieler greiser Menschen haben etwas Faszinierendes. Die Vergänglichkeit ist allumfassend.
Die Arbeiten stehen nicht unter Beeinflussung moderner Kunstströmungen, vielmehr interessiert mich die freie Gestaltung der Oberfläche mit verschiedenen Materialien in zumeist dreidimensionalen Darstellungen. In meinen neusten Arbeiten „wild at heart“ würze ich das Thema „Vergänglichkeit“ mit einem Augenzwinkern und führen meine Themen Figuration und Abstraktion auf neue und aufregende Art zusammen.
Was sollen die Menschen mitnehmen, die deine Bilder betrachten?
Ich wünsche mir von den Menschen, die meine Arbeiten betrachten, ein Verständnis dafür zu entwickeln, was hinter der reinen Darstellung steckt: Es ist der Arbeitsprozess. Meine Arbeiten zu erklären ist schwierig und ich interpretiere dann oft etwas hinein, was ich mit einem Bild gar nicht ausdrücken wollte. Also besser, man bohrt gar nicht lange nach und nimmt die Bilder so an, wie sie sind. Ich bin dankbar dafür, daß ich mit meiner Kunst die Welt etwas abwechslungsreicher gestalten darf.
Du hast einen Ehren-Oskar für das beste Szenenbild des Films „The Grand Budapest“ erhalten. Warum begeistert dich die Arbeit für den Film? Hat das eine Geschichte? Was nimmst du von der Filmarbeit für deine Gemälde mit?
Als ich vor einigen Monaten diesen Award von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences direkt aus Hollywood zugeschickt bekam, war das natürlich eine überwältigende Sache! Ich konnte das erst gar nicht fassen, daß der Oscar mit 4(!) Jahren Verzögerung bei mir eintraf. Das hatte wohl den Grund, daß sich in der Zwischenzeit meine Adresse geändert hat und das Paket zwischen Hollywood und den Babelsberger Film Studios hin- und her geschickt wurde.
In künstlerischer Hinsicht holte man mich als Set Painter zu dieser Produktion, bei der ich Dinge in verschiedenen Szenen auf „Vintage“ bringen sollte. Der Film spielt bekanntlich Anfang der1930er Jahre. Im Art Departement Babelsberg – das anerkannter Weise eines der besten der Welt ist – professionalisierte ich die Technik der auf „alt“ gemachten Oberflächen. Das kam meiner damaligen Malerei zu Gute. Bilder, die während dieser Zeit entstanden sind, sind die besten der ganzen Serie. Für spezielle, künstlerische Aufgaben engagiert mich das Art Departement regelmäßig.
Wann ist ein Bild fertig? Ganz ehrlich bitte, denn ich habe Arbeiten in deinem Atelier gesehen, aus mehrere Schichten und Übermalungen, teilweise mehrere Jahre alt und dass auch auf der Rückseite.
(lacht) Das ist meine Marotte, meine persönliche Note, die ich einfach nicht ablegen kann. Bilder, die vermeintlich als „fertig“ in meinem Regal stehen, werden oft von mir nach langer Zeit überarbeitet. Ich bin in dieser Hinsicht ein enorm selbstkritischer Künstler. Ich arbeite nach dem Bauch, weniger nach dem Kopf.
Wenn meine Arbeiten bereits in Galerien zeigt wurden, lege ich natürlich nachträglich keine Hand mehr daran an! Solange Bilder sich aber in meinem Atelier befinden, lege ich bei einigen manchmal nach Tagen, Wochen oder gar Monaten noch einmal Hand an. Das ist meine Arbeitsweise.
Bilder sind m.E. nie wirklich fertig. Wann sie „fertig“ sind, bestimmen die Bilder von selbst. Das muß ich als Künstler spüren und erkennen. Mein Atelier ist ein Ort des Kampfes, da geht es mitunter wild zu. So passt der Titel meiner neuen Serie wie die Faust aufs Auge: WILD AT HEART.
Danke für das Interview.
MASCH – ESSENTIALS
Vernissage: 06. Dezember 2019
Ausstellung: bis 01. Februar 2020
Galerie Sievi
Gneisenaustrasse 112, Berlin, 10961
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