Tabatt – PLÄDOYER, Ausstellung im Kammergericht, noch bis 29.11.2019
Ein Plädoyer für Dialog, Auseinandersetzung und Austausch mit Kunst in der Halle der Rotunde des traditionsreichsten Deutschen Gerichts. 40 Bilder und Objekte mit Bezug zu Recht und Justiz sind erstmalig in Verbindung mit den neuen Arbeiten Tabatts zum Thema Kommunikation zu sehen.
Symbole des Rechts, wie die Waage der Gerechtigkeit oder das Paragrafenzeichen stehen im Mittelpunkt der Arbeiten. In den Bildern wird augenzwinkernd und mit einem Schuss Humor gezeigt, wie unser ganzes Leben von Gesetzen begleitet, ja umstellt ist. Manchmal auch zu unser aller Leidwesen. Uwe Tabatt setzt sich unter dem Titel Law & Order mit dieser Welt der Gesetze und Vorschriften ironisch und kritisch auseinander.
Bei der Skulptur „Orientierung“ ist den in schwindelerregender Höhe auf stelenartigen Büchern hockenden Figuren der Blick zum Boden verloren gegangen. In einem weiterem Objekt wird ein eigenes Pfännchen mit fragwürdigen Zutaten angerichtet, eben „Lebensmittelrecht“. Eine Reiterin hält mit Schwung und Eleganz die Gesetze im Zaum, die auf dünnen Beinen stehende Skulptur kann somit nur einen Namen tragen; „Paragrafenreiter*in“
Tabatts Bilder zeigen das Labyrinth der Paragrafen und die Juristen gefangen im goldenen Käfig, der aus Paragrafen gewirkt ist. Rechtswege werden durch Verkehrszeichen symbolisiert oder Gesetzeshürden als endloser Hürdenlauf über Gesetzbücher visualisiert. Seine Bilder umreißen Personen und Gegenstände klar und überdeutlich. Gegenstände und Personen werden durch den Kontext, in dem sie stehen, irreal und zeigen den kritischen Blick des Malers. Besonders auffällig wird dies, wenn Tabatt die Faustregel, vielleicht genauer noch das Faustrecht darstellt: Das Paragrafenzeichen wird von einer hart zupackenden Faust zusammengedrückt. Deutlich sichtbar wird der letzte Tropfen des Rechts herausgequetscht.
Anregend ist es, Recht und Justiz aus ungewöhnlichen Blickwinkeln und mit den Augen des Künstlers zu betrachten. In allen Arbeiten geht es um Dialog, Auseinandersetzung oder Austausch.
Somit sind die neuen Arbeiten zum Thema Kommunikation nur eine konsequente Fortsetzung der Bilder von Tabatt. Hier hat das Handy alle Aufgaben der Kommunikation und Abwicklungen im Leben übernommen. Menschen hängen buchstäblich am Telefon oder sind direkt über dünne Fäden miteinander verbunden. Sie sind auf der Suche nach dem geeigneten Profil und der Abgrenzung der eigenen Darstellung der Persönlichkeit. Und vor Allem dem was nach außen dringen soll. Dem Datenaustausch zum Trotz wird bei der Darstellung der Personen und Menschenansammlungen eine Isolation innerhalb der Gesellschaft spürbar.
In der Kuppelhalle des seit 1468 bestehenden Kammergerichts in Schöneberg sind bis 29.11.2019 rund 40 Arbeiten von Uwe Tabatt zu sehen: Mo-Mi 8-16 Uhr, Do 8-18 Uhr, Fr 8-14 Uhr. (Bildhinweis: Copyright Uwe Tabatt)
Datum: 13.09.2019 – 30.11.2019
Änderten sich rechtliche Grundsituationen für Künstler? Ist die Ausstellung fair finanzierte Auftragsarbeit? Kauft das Kammergericht Arbeiten an oder zahlt ein Existenz sicherndes Ausstellungshonorar? Erbitten Antwort –