Schon mal vormerken: ab dem 19. September zeigt DAS VERBORGENE MUSEUM 60 beeindruckende Schwarz-Weiß-Fotografien von Marianne Strobl, der ersten Industriefotografin der k.u.k. Monarchie.
Marianne Strobl (1865-1917), die selbstbewusste Frau und Fotografin, die nicht wie viele ihrer Berufskolleginnen als Portraitfotografin im Atelier ihr Geld verdienen wollte, hat ein fotografisches Werk hinterlassen, das für die Fotografiegeschichte ein Glücksfall darstellt. Sie war zwischen 1894 und 1917 auf Großbaustellen und in Industriebetrieben unterwegs und wird wohl nicht zu Unrecht als »erste Industriefotografin der k.u.k. Monarchie« bezeichnet.
Die Jahrhundertwende war geprägt von Technik und Industrie, vom Ausbau des Eisenbahnnetzes und der Errichtung von Fabriken, vom Brückenbau, Kanalanlagen und Eisenkonstruktionen. Das war für Marianne Strobl der Anstoß, sich von Anfang an auf die Dokumentation derartiger großer Stadtbau- und Industrieanlagen zu spezialisieren.
Das Fotografieren derartiger Großbaustellen bedeutete damals, eine hochkomplizierte Technik zu beherrschen: nicht zuletzt unterwegs in unwegsamem Gelände den Umgang mit der großformatigen Holzkamera, dem Stativ und den schweren Glasplatten zu handhaben und schließlich die langwierige, vom Tageslicht abhängige Entwicklung der Glasplatten zu beherrschen.
Mit schwerer Kameraausrüstung stieg Marianne Strobl um 1900 für ihre Auftraggeber in die Kanalisation, fotografierte mit ihrem Blitzlicht-Equipment und den großen Glasplatten auch die geologisch einmaligen Ötscherhöhlen in Niederösterreich und begleitete über Jahre die Errichtung des Gaswerks Wien-Leopoldau. Nicht zuletzt führte sie auch Regie über alle männlichen Mitarbeiter vor Ort.
Ihren ersten Großauftrag hat sie in einer Mappe unter dem Titel präsentiert: »Typen der Landfuhrwerke der Österr.-Ungar. Monarchie aus der Internationalen Ausstellung für Volksernährung, Armeeverpflegung, Rettungswesen und Verkehrsmittel, Wien-Rotunde 1894«. Es sind 95 Albuminabzüge mit einem ausführlich erläuternden Begleitheft zu Nützlichkeit und Beschaffenheit der Fuhrwerke, wie z.B. die Achsenaufhängung, die Robustheit, den Wendekreis sowie die Korb- und Holz-Aufsätze. Dafür interessierte sich besonders die Militärbehörde für den Fall einer Mobilmachung.
Strobl hat in sachlicher, brillant ausgeführter Technik das fortschrittliche Bauwesen in Wien um 1900 dokumentiert: seien es die Betonanlagen der Wiener Kanalisation, die Stahlkonstruktionen der Gaswerke in Wien-Simmering und Leopoldau oder auch die Weinkellerei »Leibenfrost«.
Die österreichische Fotografin Marianne Strobl (1865 -1917) wurde 2017 für das Photoinstitut Bonartes, Wien, wiederentdeckt und von der Kuratorin Ulrike Matzer in einer ersten Schau präsentiert.
Für die Geschichte der frühen Industriefotografie bedeuten Leben und Schaffen dieser Fotografin eine Sensation. Anhand von 60 Schwarz-Weiß-Fotografien aus Österreichischen Sammlungen, von Alben und Dokumenten in Vitrinen, bietet die Ausstellung im Verborgenen Museum in Berlin in Zusammenarbeit mit dem Photoinstitut Bonartes, Wien, die Gelegenheit, die Fotopionierin aus der Zeit um 1900 auch außerhalb Wiens kennenzulernen.
Marianne Strobl (1865 – 1917). Industriefotografin in Wien
19.09.2019 – 8.03.2020
Eröffnung: Mittwoch, 18.09.2019, 19 Uhr
Öffnungszeiten: Do & Fr 15 – 19 ; Sa & So 12 – 16
(Geschlossen: 16.12.19 – 06.01.20)