Kunstleben Berlin spricht mit spannenden Kunst-Akteuren, wie Künstler, Galeristen und Sammler. Heute: Daniel Harms und seine Tagebücher im XXL Format…
1. Dein Leben ohne Kunst…
Es hat sich herausgestellt, dass Kunst für mich der einzige Weg ist, um in einen Dialog zu treten, um mich auszudrücken, sei es das Malen, die Musik oder abstrakte Videos zu erschaffen. Meine Gründe dafür verantwortlich zu sein, dass ein bestimmtes Motiv dauerhaft die Phantasie des Betrachters verdichtet und prägt, ist ein wesentlicher Bestandteil der Selbstdarstellung.
Hier bin ich Henker, Opfer oder Betrachter. Nur in der Kunst ist es mir möglich, die unterschiedlichsten Charaktere in grotesken Szenarien und Zeiten darzustellen.
Neue Bedürfnisse brauchen neue Techniken hinter denen man sich aber nicht verstecken sollte.
2. Woher nimmst du deine Inspiration?
Meine Augen haben viel gesehen, vielleicht zu viel für den einen oder anderen, aber das ist es, wodurch ich funktioniere.
Groteske Selbstbildnisse, die für moderne Betrachter vielleicht oder geradezu blasphemisch wirken, sind ein deutliches Indiz für die zunehmende Sicherung der eigenen Identität.
Auch wenn die Rollen an den Rand der Selbstentfremdung führen oder in welchen Posen oder mit welchen Fratzen ich auch immer Zeitzeugen porträtiere, es bleibt immer ein Schimmer von Hoffnung, meistens in den Augen eines traurigen Kindes.
3. Worum geht es in deinem Werk?
Ich hatte immer Hoffnung, die Dinge für mich so direkt und unverwaschen darzustellen, wie es mir nur möglich ist. Und vielleicht ist alles was direkt transportiert wird, die logische Konsequenz der Selbsterkenntnis.
Ich denke, so wie ich mich gegenwärtig fühle oder es in der Vergangenheit angenommen habe, war es immer ein wichtiger Punkt diesen Moment schnell und dynamisch, fast wie eine Naturgewalt, auf die Leinwand zu peitschen, so gibt es auch Schlüsselbilder, in denen sich ein Charakter und die Wurzeln des Schaffens am reinsten erkennen lassen. Es ist nichts zufällig, aber es ist immer noch eine freie Form, denn das Malen ist wie ein Duell mit sich selbst, manchmal gewinnt man und manchmal verliert man.
Kunstleben Berlin Video (Juli 2016)
4. Wo bist du in 5 Jahren?
Ich hoffe am Leben. Nachdem ich im vergangenen Jahr mit 38 Jahren einen Herzinfarkt erlitt, musste ich feststellen, dass sich im Bruchteil einer Sekunde alles ändern kann. Es warten noch viele Projekte und Ideen auf mich, die umgesetzt werden müssen, daher wird es nicht langweilig. Der Output ist groß und die Vielfalt der Lebensprotokolle die noch gefertigt werden müssen, sehr hoch.
5. Dein Mantra
„Wer faul ist, darf nicht dumm sein.“
6. Der aktuell beste Ort in Berlin für dich
Die Standard Antwort wäre jetzt wahrscheinlich „mein Studio“, was zum Teil auch zutrifft, da ich dort sehr viel Zeit verbringe. Aber ich denke der beste Ort ist für mich immer der, wo meine Kinder sich aufhalten.
Wenn es um das Kulinarische geht bin ich oft im „VegRoom“ in Moabit anzutreffen. Wenn man auf gesunde, vegane oder vegetarische Delikatessen steht oder zumindest daran interessiert ist, sollte man dort definitiv mal vorbeischauen.
Was die Kunst angeht ganz klar das Brücke Museum in Grunewald. Ich kann nicht sagen wie oft ich dort schon war, es ist für mich jedesmal eine Zeitreise in die Kunstgeschichte, die mich über die Jahre sehr geprägt hat.
7. Eine Frage die dich gerade bewegt
Wie grausam ist der Mensch? Es liegt einfach in der Natur, uns selbst zu zerstören, das ist ein Fakt. Aber auch was der Natur und der Tierwelt widerfährt, ist nicht mehr tragbar. Ich habe mich im Laufe meines Lebens viel für karitative und Tierschutzorganisationen eingesetzt, aber ich habe das Gefühl, es wird alles nur noch schlimmer. Wenn wir jetzt nicht handeln, wird die nächste Generation den Preis dafür tragen.
8. Gibt es ein Kunstwerk in deinem Leben, dass dich besonders beeindruckt hat?
Definitiv, Max Beckmann, „Die Nacht“ von 1918/19
9. Was ist Kunst für dich
Maler müssen sich heute nicht mehr mit einem Thema außerhalb ihrer selbst auseinandersetzen. Sie arbeiten mit einer anderen Quelle, sie arbeiten von innen heraus. In der Vergangenheit habe ich einige für mich wichtige Bilder gemalt… und sie zerstört. Aber sie sind eigentlich nicht zerstört, sie dienen mir nur als eine große Folge von Bewegungen von hier nach dort. Tatsächlich ist es ein Beobachten seiner selbst, aber darüber hinaus ist man ein Künstler, der alles bildnerisch fixiert.
10. Wo kann man deine Kunst sehen
Aktuell
- Santa Monica Copro Gallery
- NordArt 2019 in Büdelsdorf ein Großformat (The Colour of Honey)
- Galerie Von Fraunberg, Düsseldorf, Gruppenausstellung mit Renata Tumarova
Kommende
- 17. bis 20.10.2019 Positions, München
- Frühjahr 2020, Solo Ausstellung in Düsseldorf
- Im Herbst 2020, große Museumsausstellung im Museum Bensheim.Titel: The Colour of Honey
Website von Daniel Harms: Daniel-Harms.com
Instagram: w0lfsblut
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