Werner Brunner (*1941), aufgewachsen in Bad Kohlgrub und Oberammergau, ist ein Tausendsassa: er ist gelernter Schmied, Architekt, archäologischer Bauforscher, Schriftsteller und, zu guter Letzt, Künstler – und zwar einer, der seit Anfang der 70er Jahre aufs Engste mit Berlin verbunden ist. Als politisierter Architekturstudent erlebt er die Stadt noch lange vor dem Mauerfall, engagiert sich als junger Künstler in Stadt- und Häuserkämpfen und gestaltet schließlich das Antlitz Berlins selbst in großflächigen Wandbildern mit.
In seiner aktuellen Ausstellung präsentiert Brunner großformatige malerische Arbeiten aus seinen Werkreihen Arche und Atlas, zu denen er seit Anfang der 90er Jahre neben anderen Themen arbeitet. Beide Motive, die auf einer langen kunsthistorischen Tradition fußen, setzt Brunner mittels Zeitungsausschnitten und -fotografien, die er montiert, bearbeitet und übermalt, in direkten Bezug zu unserer Gegenwart. Eindringlich zeigen seine oft raumgreifenden Arbeiten die ökologischen, politischen und menschlichen Schattenseiten unseres Daseins auf, die sich just bei der Transformation der vertrauten Motive in einen aktuellen Kontext offenbaren. Die Arche verkommt zum zweifelhaften Rettungsgefährt, der Weltenträger Atlas zerbricht beinahe unter seiner Last.