Den Titel für seine Installation entlehnt der in Berlin lebende, argentinische Künstler Miguel Rothschild einem der späteren Gedichte von Jorge Luis Borges. Borges’ »Elegie« ist eine Momentaufnahme, die den gesamten Weltschmerz in sich vereint. Die Grundstimmung des Protagonisten erinnert an die Perspektive, die sich bei demjenigen einstellt, dem es gegeben ist, jenes berühmte Aleph aufzuspüren, das für einen Punkt im Raum steht, der alle möglichen Punkte der Welt in sich enthält.
Um den besonderen Blickwinkel, der sich einer Festlegung entzieht, geht es auch bei Rothschild. Seine Elegie ist ein Spiel mit der Wahrnehmung des Betrachters. Das Bild ist mehrere Bilder, das Meer zugleich der Himmel und umgekehrt; es sind zwei Seiten einer Medaille, die entdeckt werden wollen. Der Mensch, der sich fortbewegt, schrieb einmal Borges, verändert die Formen seiner Umgebung.
In seinem neuen Werk ist Rothschilds Interesse an der deutschen Romantik wieder präsent. Über die Wehmut-Thematik schafft er zugleich eine Verbindungslinie zu seinen älteren Arbeiten: Wer durch dieses Prisma »Elegie« betrachtet, sieht zugleich »Memento Mori« (2013) und »Et in Arcadia ego« (2009), er geht um »Elegie« herum wie damals um die großformatige Installation »Melencholia A.D.« (2007) – die erste Auseinandersetzung des Künstlers mit Albrecht Dürer, die nicht nur in der Berlinischen Galerie und der Akademie der Künste gezeigt wurde, sondern auch in MALBA (Museo de Arte Latinoamericano Buenos Aires).
ELEGIE
Berlin-based, Argentine artist Miguel Rothschild borrows the title of his installation from one of Jorge Luis Borges’s later poems. Borges’s “Elegy” is a unified snapshot of an overriding sense of world-weariness. The general mood of the protagonist recalls the viewpoint of someone given the opportunity to encounter the famous Aleph, representing a point in space containing all other points in the world.
Rothschild is also concerned with a particular viewpoint that eludes definition. His elegy plays with the viewer’s perception. The image is several images, the sea is also the sky and vice versa; they are two sides of a coin seeking to be discovered. To move onward, Borges once wrote, is to change the form of one’s surroundings.
In his new work, Rothschild’s interest in German Romanticism is again present. He uses the theme of melancholy to also create a link to his earlier work: when contemplating Elegie through this prism, one also sees Memento Mori (2013) and Et in Arcadia ego (2009); his approach to Elegie is similar to that of his earlier, large-scale installation Melencholia A.D. (2007)—the first time the artist dealt with Albrecht Dürer. This work was presented at the Berlinische Galerie, the Akademie der Künste, as well as MALBA (Museo de Arte Latinoamericano Buenos Aires).
Datum: 7.09.2017 – 29.10.2017