Magic Beans präsentiert A Luz Do Fogo von Daniel Lannes

In seiner ersten Berliner Soloausstellung präsentiert der brasilianische Maler Daniel Lannes (*1981) acht Gemälde, die vor dem Hintergrund warmer, farbenfroher Szenerien einen Kosmos der Allegorien und Klischees auffächern.

Die dargestellten Szenen vibrieren vor Lust, Ironie, sparsam eingesetzter Gewalt, zynischem Exotismus und Machtbeziehungen und sind subtile Darstellungen des kulturellen und historischen Kontexts von Rio de Janeiro, wo der Künstler aufgewachsen ist. Lannes kann mittlerweile auf ein zehnjähriges künstlerisches Schaffen zurückblicken und wird von Kritikern zu den wichtigsten Künstlern seiner Generation gezählt. Seine Gemälde stecken voller historischer Referenzen, zugleich lässt er sich aber auch von trivialen Darstellungen in alten Büchern, Magazinen und anderen Medien inspirieren. Auf dieses Material gestützt, tritt der Künstlerin eine substanzielle Auseinandersetzung mit der westlichen Malereitradition und deren Einfluss auf Brasilien, insbesondere auf die akademische Kunst in Brasilien, deren Grundlagen in der Academia Imperial de Belas Artes gelegt wurden, der Kunstakademie, die 1816 in Rio, der Hauptstadt der ehemaligen Kolonie, auf Dekret von König Johann VI. von Portugal von französischen Lehrmeistern gegründet wurde.

Daniel Lannes hat an der modernen Kunstakademie in Rio studiert, die die Nachfolge der alten Academia Imperial angetreten hat. In einer Mischung aus strenger und raffinierter Malerei verbindet er die künstlerische Tradition mit dem Alltagsleben von heute und stellt sich spezifisch malerischen Problemen, ungeachtet der weltlichen und sogar brutalen Motive seiner Bilder. So transformiert er etwa eine Versammlung ineinander verschlungener Körper in eine abstrakte Farbmasse und greift dabei auf eine gestische Sprache zurück, die sich bis zu den strahlenden, wild bewegten Figurengruppen von Peter Paul Rubens zurückverfolgen lässt.

Luz do Fogo (Feuerlicht) ist eine sinnliche Feier, allerdings tritt neben die Sinnlichkeit des Bildes als zweites wesentliches Element die Obsession des Künstlers für die alchemistische Kunst der Malerei. Wenn Daniel Lannes‘ Werke nun hier gezeigt werden, regen sie zu einer Reflexion über die in Deutschland und in Brasilien unterschiedliche, ja gegensätzliche Haltung zum Körper und zur Sexualität ein. In Brasilien ist der Katholizismus eine eigentümliche Verbindung mit der indianischen und der afrikanischen Kultur eingegangen, und es entstand eine Gesellschaft, die zwischen dem Tabu der sündhaften Nacktheit und dem natürlichen Wunsch nach spärlicher Kleidung pendelt, der aus der alles durchdringenden Hitze und der allgegenwärtigen tropischen Natur entspringt. Das Konzept der Scham wurde von den Europäern in denTropen eingeführt; aus dem Konflikt zwischen der Ablehnung und der Übernahme auferlegter Traditionen entstand eine Kultur, bei deren wichtigsten Fest der Körper im Zustand der Ekstase zelebriert wird: beim Karneval mit seinen Widersprüchen, Momenten der Katharsis, seiner Irrationalität, seinem strahlenden Glanz und seiner Wollust, der das Land beherrscht und auch den jüngsten Gemälden von Lannes zugrunde liegt.

Luz do Fogo

2. Juni – 2. August, 2017

Magic Beans

Auguststraße 86
10117 Berlin

Veröffentlicht am: 29.05.2017 | Kategorie: Ausstellungen, Kunst, | Tag: Daniel Lannes, Magic Beans,

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