Amy Feldman mit Breath Myth bei Blain|Southern

Amy Feldman Moon Mood 2016 Courtesy the artist and BlainSouthern Photo Timothy Doyon

Blain|Southern präsentiert Amy Feldmans erste Einzelausstellung in Deutschland. Die New Yorker Künstlerin stellt mit „Breath Myth“ ihre neuste Werkserie aus. Mit einem Filzstift bereitet sie die Skizze auf der Leinwand vor, um anschließend mit einem einzigen performativen Akt das Bild zu schaffen. Sie gibt sich nur eine Chance, das Werk zu vollenden und spielt dabei mit der Assoziation von Risiko und Angst, um Dringlichkeit in ihren Arbeiten zu kommunizieren.

Feldmans Arbeit bietet dem Betrachter einen lebhaften Dialog zwischen der materiellen und der formalen Sprache abstrakter Malerei. Das ist deutlich erkennbar in den Interaktionen, die sie zwischen der bemalten Ober äche und dem Untergrund kreiert und womit sie die Hierarchie zwischen den beiden Ebenen infrage stellt. Zufällige Farbtropfen sind zwar von der Künstlerin nicht eingeplant, werden aber von ihr akzeptiert, da sie die Grenzen der bemalten Ober äche des Bildes durchbrechen. Dies gelingt ihr in der Gestaltung des Untergrunds, der makellosen fast weißen Leinwand, einer Fläche, die immer mit einem Hauch von Farbe, von Violett bis zu blassem silbrigem Grau, moduliert wird. Diese unbeabsichtigten Brüche spiegeln wider, wie unmittelbar Feldmans Technik ist und führen vor, dass eine vollständige Kontrolle des Mediums für immer unerreichbar bleibt.

Feldman arbeitet ausschließlich mit Grautönen, womit sie ein abstraktes Zeichensystem entwickelt hat, das an Schriftsysteme erinnert und an die Übermittlung von Informationen: bei der Betrachtung ihrer Bilder entstehen Bezüge zu Zeitungsdruck, Kalligraphie oder zu den Grauabstufungen auf den Bildschirmen der ersten Fernsehapparate. Mit dieser reduzierten Palette versucht sie auch, sich von Assoziationen und Beschränkungen zu befreien, die durch viele Farben im Bild erzeugt würden. Die bauchigen, üchtig dahingeworfenen unregelmäßigen Formen, die sie malt, sind zwar vertraut, doch wecken sie keine konkreten Assoziationen. Wie ihre Farbpalette sind auch die Formen nicht für eine eindeutige Decodierung greifbar. Dennoch gibt es in Feldmans Arbeiten Anspielungen auf den Körper und auf ihre Position als Frau und Malerin.

Ihre überschwänglichen cartoonartigen Formen haben auch einen ironischen Effekt; zusammen mit den humoristischen Wortspielen der Titel und ihrem unbekümmerten Umgang mit Farbe konterkarieren sie die eher dunklen Töne und die Imposanz ihrer Arbeiten. Mit Keilrahmen, deren Maße oft zwei Meter übersteigen, gehen die Leinwände ein wenig über Feldmans Armlänge hinaus, was der Performance des Malens ein zusätzliches Element der Körperlichkeit verleiht.

Feldmans Bilder sind aktuell in der Gruppenausstellung „Riot Grrrls“, die im Dezember im Museum of Contemporary Art Chicago eröffnet wurde, zu sehen. Die Ausstellung fokussiert auf richtungsweisende Malerinnen und ist Teil einer laufenden Serie von Ausstellungen, die legendäre Objekte aus der Sammlung des MCA präsentiert.

Über die Amy Feldmann

Amy Feldman (geb.1981) lebt und arbeitet in Brooklyn, New York. Sie legte einen Bachelor of Fine Arts an der Rhode Island School of Design und einen Master of Fine Arts an der Rutgers University ab. Zu ihren letzten Einzelausstellungen zählen „Psyche Shade“, Ratio 3, San Francisco (2016); „Good Gloom“, Corbett vs. Dempsey, Chicago (2016); „Trice Electric“, ANNAELLE, Stockholm (2015); „Gray Area“, Sorry We’re Closed, Brüssel, (2014). Eine weitere Einzelausstellung in der James Cohan Gallery in New York ist in Vorbereitung. Zu den Gruppenausstellungen, in denen Feldmans Arbeiten präsentiert wurden, gehören unter anderem: „Riot Grrrls“, Museum of Contemporary Art Chicago, (Dezember 2016); „The Congregation“, Jack Hanley, New York (2016); „Amy Feldman, Lucio Fontana, Maximillian Schubert, Alan Weiner“, 11R Gallery, New York (2016); „Face to Face“, Palazzo Fruscione, Salerno (2016); „New York Painting“, Kunstmuseum, Bonn (2015); „2159 Miles“, Museo Britanico Americano, Mexico City (2015); „This One’s Optimistic: Pin Cushion“, New Britain Museum of American Art (2014); „The New York Moment“, Musée d’Art Moderne St. Étienne (2014).

Feldman war Gastdozentin an der Rutgers University (2015) und am Cooper Union College (2014-2015). Sie war Gastdozentin mit Residenzstipendium an der Virginia Commonwealth University von 2008 bis 2009. Feldman erhielt 2013 ein Stipendium der Joan Mitchell Foundation und war für den Academy of Arts and Letters Award nominiert. Die Dedalus Foundation zeichnete sie 2011 mit dem Robert-Motherwell-Stipendium in der MacDowell Colony in Peterborough, New Hampshire aus. Sie erhielt auch Stipendien der Skowhegan School of Painting and Sculpture in Skowhegan, Maine (2009), der Künstlerkolonie Yaddo in Saratoga Springs, New York (2011) und der Marie Walsh Sharpe Foundation (2013).

AMY FELDMAN Breath Myth

11. Februar – 8. April 2017
Vernissage: Freitag, den 10. Februar, 18-21 Uhr

Blain|Southern

Potsdamer Straße 77–87 10785 Berlin

Veröffentlicht am: 01.02.2017 | Kategorie: Ausstellungen, Kunst, | Tag: Amy Feldman, Blain, Breath Myth, Southern,

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