Im Schatten der Nacht tummeln sich auf Laura Mercedes Arndts großformatigen Leinwänden unter freien Himmel Gestalten, die eine geheimnisvolle Gemeinschaft bilden. Ihre Berührungen untereinander sind behutsam, ihre Bewegungen fließend, als würden sie die Energie der Erde, auf der sie sitzen, liegen und stehen, aufnehmen und miteinander teilen. Sie atmen im Einklang mit der Natur, während ihre großen Hände die Grashalme umschließen. Mit nur halb geöffneten Augen oder ganz geschlossenen Lidern sind sie in einem stillen Austausch versunken.
Die Körper, die Laura Mercedes Arndt auf den Leinwänden versammelt, sind in ihrer Statur robust und raumeinnehmend, fast skulptural. Ihre farbliche Textur bleibt jedoch sanft, die Haut erdig und warm, eine Mischung aus zarten Rosa- und Brauntönen. Nackt, lediglich mit einfacher weißer Unterwäsche bekleidet, geben sie eine intime, verletzliche, aber auch unbedarft spielerische Seite von sich preis. Trotz ihrer Freizügigkeit fehlt den Körpern im Getümmel jede erotische Konnotation. Vielmehr sticht ihre physische Ähnlichkeit untereinander heraus. Durch die Vervielfältigung und Variation der gleichen Figur, mal mit langen Haaren, mal mit Kurzhaarschnitt, unterläuft die Künstlerin geschickt jede eindeutige Zuschreibung von sexueller Identität. In Mittelpunkt der Malerei steht die stille Kraft, die ihre Leinwandgestalten ausstrahlen. Klar konturiert steht jeder Körper für sich und doch liegt die Sehnsucht in der Luft, das Alleinsein zu überwinden und in einem kollektiven Körper aufzugehen, sich zu verbinden und zu einer Einheit zu verschmelzen.
Geprägt von der weiten Landschaft und den flachen Horizontlinien im Norden ostdeutscher Provinz, kreiert Laura Mercedes Arndt eine ländliche Idylle und gemeinschaftliche Verbundenheit, die uns aus sozialistischen Wanddekorationen vertraut vorkommt. Jedoch stellt sie den Menschen weder klassisch idealisiert dar, noch wirken die Körper in ihrer einfachen Gestalt heroisch. Die Künstlerin sammelt Bildmaterial, historisch und zeitgenössisch, religiös und profan und interpretiert es neu, indem sie die verschiedenen Bildwelten miteinander verflechtet und in einem Motiv vereint. Dabei entstehen Werke, die träumerische Welten und Mischwesen wie Faune mit sakralen Bezügen in Einklang bringen. In die vermeintlich vertraute Ästhetik schreibt sich so eine Ambivalenz ein. Harmonisch, fast kontemplativ formt sich auf den Leinwänden eine neue Einheit, die in die noch junge Nacht aufbricht.
Laura Mercedes Arndt (*1999 in Ribnitz-Damgarten, lebt und arbeitet in Berlin). Sie studierte sie an der Kunsthochschule Berlin Weißensee, wo sie im Sommer 2024 mit Diplom abschloss. Ihre Arbeiten waren in den verganenen Jahren bereits einigen Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen, zuletzt im Museum Fluxus+ in Potsdam.
Laura Mercedes Arndt – DIE NACHT IST JUNG
12.9.2024 – 12.10.2024
galerie burster