Dieter Jung – The Light Behind

Dieter Jung, Sternenscheibe, 2002, Mobile, Plexiglas, Stahl, Metalkette, 94 x 94 x 60 cm

KORNFELD Galerie Berlin freut sich in der Ausstellung “The Light Behind” Werke von dem Künstler Dieter Jung zeigen zu dürfen. Es ist die erste Ausstellung in Berlin seit langer Zeit, in der eine konzentrierte Auswahl an wegweisenden Werken der holographischen Kunst zu sehen ist. Im Zentrum der Ausstellung stehen das Werk “Pendulum und sein Schatten” und die Hologramme, darum ergänzend sind Malereien, Zeichnungen und Grafiken aus den letzten Jahrzehnten zu entdecken.

Der in starken Farben leuchtender Blickfang der Ausstellung ist ein minimaler Wald aus Holographien, die an der Fensterfront zum Garten der Galerie mit den unterschiedlichen Lichtverhältnissen des Innen- und Außenraums im Dialog stehen. Zu jeder Stunde des Tages wird dieser Teil der Ausstellung anders aussehen. Das holographische Bild realisiert sich als visuelle Attraktion nicht nur durch die individuelle Betrachtungsperspektive jeweils neu. Als durchlichtete Leinwände sind Hologramme künstlerische Ereignisse im Jetzt, Ästhetik des Augenblicks im direkten Sinn des Wortes: Kairos-Poesie.

Mit dem Konzept der Ausstellung in der Fasanenstraße spielt die Galerie mit einer Grundeigenschaft des Mediums, mit dem sich Dieter Jung am intensivsten beschäftigt, und das ihm sein weltweites Renommee wesentlich eingebracht hat. Das Hologramm ist fraktal strukturiert. Jedes einzelne Segment des Bildkörpers enthält sein Ganzes. Selbst im zersplitterten Zustand, können wir die gesamte Komposition sehen. So verhält es sich auch mit den einzelnen Artefakten der Ausstellung. Sorgfältig sind sie so ausgewählt worden, dass jedes einzelne Ausstellungsstück das riesige Gesamtwerk des Künstlers, das aus mehr als 20.000 Stücken besteht, enthält.

Bereits in den 1970ern in New York und Paris begann Dieter Jung sich malerisch mit dem Teilchen-Wellen-Dualismus der Quantenphysik auseinanderzusetzen. Seine filigranen Buntstiftzeichnungen sind akribische Studien, wie Linienführungen und zarte Farbnuancen in ein harmonisches Verhältnis zueinander zu bringen sind. Die großformatigen Leinwand-Gemälde antizipieren und reflektieren seine Lichtkunst gleichermaßen. Das Netzwerk, in dem Dieter Jung sich künstlerisch entwickelt und etabliert hat, umfasst die ZERO-Künstler Piene, Mack oder Uecker ebenso wie die Farb- und Geometriespiele Gerhard Richters. Die Referenz zu Alexander Calder scheint mit einem wunderschön filigranen Mobile, dem “Navigator” von 1996/97, auf, das vor dem Gemälde “See Through Landscape” von 1982 schwebt und mit ihm eine unauflösliche Einheit zu bilden scheint.

Das Kabinett der Galerie ist eher marginalen Arbeiten Dieter Jungs gewidmet, die aber gleichwohl für sein äußerst heterogenes Œuvre stehen. Die enge Zusammenarbeit mit großartigen Intellektuellen des 20. Jahrhunderts, die Dieter Jung Zeit seines Lebens pflegt, blitzt in dem textexperimentellen Hologramm zu dem Prager Kulturphilosophen Vilém Flusser auf. Und auch Peter Weibel, der Jung 2019 die bisher umfangreichste Einzelausstellung im Karlsruher Zentrum für Kunst und Medien gewidmet hat, taucht hier auf.

Siegfried Zielinski

Beitragsbild: Dieter Jung, Sternenscheibe, 2002, Mobile, Plexiglas, Stahl, Metalkette, 94 x 94 x 60 cm

Dieter Jung – The Light Behind

13. Januar 2024 – 24. Februar 2024

KORNFELD Galerie Berlin

Veröffentlicht am: 10.01.2024 | Kategorie: Ausstellungen, Kultur,

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